Arnold Tribus: Bruderzwist – Leitartikel TZ 121012

Wollte man vornehm sein, könnte man von einem Bruderzwist im Hause SVP sprechen. Es ist aber ärger, viel ärger, denn in der Partei ist der alte Kampf jeder gegen jeden ausgebrochen. Es ist schon erstaunlich, wie sich eine Volkspartei, ein Jahr vor seiner schicksalhaften Wahl, wo es darum geht, ob man die absolute Mehrheit noch halten kann, sich in einer geradezu kindischen und bösen Art und Weise in der Öffentlichkeit befetzt.
Die ganze SEL -Affäre scheint nicht nur in der Sache Energie eine regelrechte Tragödie zu werden,, auch politisch scheint sie einen Scherbenhaufen zu hinterlassen, wenn nicht sehr bald die Kräfte der Vernunft die Oberhand gewinnen. Für uns ist der ganze Zirkus natürlich ein gefundenes Fressen. Wir haben in diesem Falle eine große Konkurrenz vom Nachbarn, der im Kampf gegen den Landeshauptmann nun auch wieder eine wichtige Rolle spielen will.
Und während der Prozess begonnen hat und der SEL -Skandal und die Stein – an – Stein – Geschichte in den nächsten Monaten die Gerichts – Reporter beschäftigen wird, warten viele darauf, endlich den Rücktritt des Herrn Landeshauptmannes fordern zu können, denn der ist doch bekennender Freund der SEL -Troika, die für den ganzen Schlamassel verantwortlich ist. Seinen getreuen Michl hat er väterlich einen Esel genannt, dumm sei er, was ja nicht sehr elegant ist, aber nun geht es ja darum, dass man ihm die Verantwortung aufhalsen will. Elmar Pichler Rolle, der traurige Fraktionssprecher, hat sich zum Sprecher der moralischen Erneuerung gemacht und den Landeshauptmann aufgefordert die politische Verantwortung für die ganze Scheiße zu übernehmen. Die Partei sei sauber, dafür bürge er und auch Theiner, Schuld an allem habe er, nur er, der Durnwalder. Denn überall wo Laimer draufsteht, oder Stocker, oder Rainer, ist Durnwalder drinnen. Der Teufel ist er, Elmar Pichler Rolle hat sich zwar nicht getraut, den Rücktritt des Landeshauptmannes zu fordern, obwohl ihm die ,,Dolomiten“ eine Aussage in diese Richtung entlocken wollten, aber der Rücktritt des Landeshauptmannes ist von der demokratischen Presse in der Person des Herrn Zimmermann gefordert: Rücktritt und Ende des Systems Südtirol, der Südtiroler Frühling bricht aus, Ende der Tyrannis. Eigentlich wollte ich auch den Rücktritt fordern, nicht aus Überzeugung, das nicht, aber ich wollte, dass ein Artikel von mir in den ,, Dolomiten“ übernommen wird, man hätte meinen Namen schreiben müssen und auch den Namen dieser Zeitung, das wäre es mir schon wert gewesen, auch wer zu sein in der demokratischen Einheitsfront gegen die Tyrannei.
Dass Ex -Landesrat Michl Laimer mit der Partei ein böses Spiel gespielt hat, überraschte auch mich, hatte er doch immer mit verbissener Vehemenz immer seine Unschuld erklärt und alle Anschuldigungen von sich gewiesen. Es werde sich alles klären hatte er immer gesagt, er warte nur darauf, dem Staatsanwalt alles erklären zu können. Dabei kam es immer dicker, bis aus den Zusatzermittlungen, die – Ironie des Schicksals – auch noch von seiner Verdeidigung gefordert wurden, der ganze Bertrug ans Licht kam. Ein Bertrug, der geahndet werden muss, auch wenn man ihm eine gewisse moralische Noblesse verleihen will, weil er der guten Sache hätte dienen sollen, und zwar dem Verbleib der Energie in öffentlicher Hand. Denn darum geht es ja. Leider freuen sich heute alle Kritiker, wenn die SEL alle zugewiesenen Kraftwerke verliert, sie freuen sich, wenn das Land, sprich der Steuerzahler, Milliarden Euro an die Privaten zahlen muss. Auch die SEL ist des Teufels, wieder Durnwalder. Aber vielleicht hohlt sich Monti die Kraftwerke wieder zurück, dann sind alle glücklich. Und dann erfahren wir, dass die beiden revolutionären Abgeordneten aus dem Vinschgau schon seit Jahren alles wussten, auch kurios. Und nun beschuldigen sie den Obmann, der Obmann sie.
Ne vedremo delle belle, sagen die Italiener. Die nächste Rücktrittsforderung kommt bestimmt.

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