EISHOCKEY: Bis zum Play-off-Beginn immer vorne dabei und im Finale nur Zuschauer. Dolomiten, 18.03.2013

Gründe für das frühe Scheitern des HC Pustertal, HC Bozen und Ritten Sport

Das ganze Pulver viel zu früh verschossen

BOZEN (kp). Wenn am Donnerstag die Finalserie der 79. Eishockeymeisterschaft der Serie A1 beginnt, dann ist erstmals seit 2007 und zum insgesamt neunten Mal in der 29-jährigen Play-off-Ära keine Südtiroler Mannschaft vertreten.Gründe dafür gibt es mehrere.

Titelverteidiger HC Bozen, Vizemeister Fiat Professional Wölfe und Ritten Sport Renault Trucks waren am 20. September mit großen Erwartungen in die Saison gestartet und wurden diesen auch lange Zeit gerecht. An 45 der 46 Spieltage (Grunddurchgang und Zwischenrunde) stand ein Südtiroler Klub in der Tabelle ganz oben: Der HC Pustertal grüßte 34 Spieltage lang von der Tabellenspitze. Bozen stand für sechs, Ritten für fünf Spieltage ganz oben. Einzig nach dem zweiten Spieltag führte mit dem HC Valpellice keine Mannschaft aus unserem Land die Tabelle an. Und das auch nur aufgrund des besseren Torverhältnisses: Valpellice (6 Punkte, Tore: 8:3) und Pustertal (6, 8:4). Und trotzdem schied mit dem HC Pustertal am vergangenen Donnerstag die letzte verbliebene Südtiroler Mannschaft im Halbfinale aus, während Bozen und Ritten bereits im Viertelfinale auf der Strecke geblieben sind. Alle drei haben ihr ganzes Pulver viel zu früh verschossen.

Fehler wurden bereits bei der Spielersuche gemacht

Der Hauptgrund für das frühe Scheitern ist in den Vorständen der drei Vereine zu suchen. Bereits im vergangenen Sommer wurden bei der Spielersuche die entscheidenden Fehler gemacht. Anstatt den eigenen Trainer bei den Verpflichtungen der Ausländer voll miteinzubinden, ließen sich die Verantwortlichen von verschiedenen Agenten über den Tisch ziehen. Mit den Statistiken, die man im Internet unter www.eliteprospects.com findet, ist es nicht getan. Die verpflichteten Spielermüssen auch in das Konzept und Spielsystem des jeweiligen Trainers passen. Es wäre ratsam, wenn die Verantwortlichen, die offensichtlich keine guten Berater in Übersee haben, einmal ein A2-Spiel besuchen und dort Spieler beobachten würden. Die drei Verteidiger Jake Newton, Derek Eastman oder Steve Pelletier beispielsweise wären mit Sicherheit auch in der A1 Leistungsträger. Ansonsten bestünde auch die Möglichkeit, dem einen oder anderen Konkurrenten Spieler abzuwerben: Stanislav Gron, Layne Ulmer oder Brian Ihnacak würden in Bozen, Bruneck oder Klobensteinebenfalls eine gute Figur machen. Der sportliche Leiter, wie es ihn in der Schweiz, Deutschland oder Österreich gibt, existiert hierzulande nicht. Zum einen gibt es kaum jemanden, der die nötigen Kontakte zu Spielervermittlern oder Trainern hat. Zum anderen wäre dieser Posten kaum finanzierbar. Diese Rolle könnte ein Trainer in Personalunion übernehmen. Stefan Mair hat es vorgemacht, wie es geht und in Bruneck oder vor einem Jahr in Cortina kaum einmal eine Niete an Land gezogen. Das Problem waren aber auch die Trainer. Es ist unerklärlich, warum immer wieder Übungsleiter verpflichtet werden, die anderswo bereits gescheitert sind. Den meisten von ihnen fehlt ein starker Charakter. Sie sind in der Regel Hampelmänner, die sich von den Verantwortlichen viel zu viel in ihre Arbeit dreinreden lassen. Die Vereinsfunktionäre sollten die Coaches in Ruhe arbeiten lassen und haben in der Kabine nichts verloren. Dass eine Mannschaft irgendwann in ein Loch fällt, ist ganz normal. Dass dies bei den drei Südtiroler Klubs allerdings genau in der entscheidenden Phase passierte, gibt zu denken. Die Bozner Spieler waren angesichts der dünnen Spielerdecke ausgelaugt und mit ihren Kräften am Ende. Bei den Pusterer und Rittner Cracks könnte es ein mentales Problem gewesen sein: Beide Vereine sehnen den ersten Meistertitel seit Jahren herbei und bauen zu großen Druck auf. Es ist unmöglich, dass eine Truppe, die zu einem großen Teil aus Halbprofis besteht, über sieben Monate Höchstleistungen erbringen kann.

 

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