Schlossgarage: Wiese der Zwietracht

Neue Südtiroler Tageszeitung, 07.01.2014

Bruneck braucht eine Tiefgarage in Schlossnähe. Die Zeit drängt, weil die Ausfahrt aus der Südumfahrung gebaut wird. Aber der geplante Standort unter der Schlosswiese sorgt für Kritik in vielerlei Hinsicht.

von Silke Hinterwaldner

Andreas Gottlieb Hempel ist ein Mann, der sich nicht immer und überall Freunde machen muss. Der Architekt aus Deutschland mischt sich gern in Südtiroler Belange ein, umso mehr seit er hier sesshaft geworden ist.

Und dabei ist ihm die geplante Tiefgarage unter der Schlosswiese in Bruneck schon länger ein Dorn im Auge. Er sagt: „Da gab es wohl geschäftliche Verflechtungen von Bürgermeister und Investoren – sonst kann man sich die völlig verfehlte Lage unter der Schlosswiese überhaupt nicht erklären.“ Er plädiert dafür, dem zweiten möglichen Standort in der Schlosskurve den Vorzug zu geben – vor allem vor dem Hintergrund der Entwicklungen in den vergangenen  Monaten.
Zur Erinnerung: Das Projekt unter der Schlosswiese baut vor allem auf einem Deal mit der Architektin und Grundbesitzerin Agnes Pobitzer und dem Geschäftsmann Karl-Heinz Neumair auf. Als SGB GmbH hatten sie mit der Stadtverwaltung ein Projekt zur Finanzierung dieser Garage ausgearbeitet, aber die Gesellschaft hat ihre Pläne auf Eis gelegt, nachdem Neumair geschäftlich ins Schleudern geraten ist.

Aber wie geht es jetzt weiter? „Dazu kann im ich Moment nichts sagen“, erklärt Interims-Bürgermeister Renato Stancher und verweist auf den zuständigen Stadtrat Werner Volgger. Dieser wiederum hat bisher auf die Anfragen der TAGESZEITUNG nicht geantwortet.

Bleibt nur die Kritik an den schleppenden Verhandlungen rund um die notwendige Tiefgarage am Fuße der geplanten Ausfahrt aus der Südumfahrung. Von Anfang an hatten Grüne und Bürgerlistler, aber auch SVPler und Kaufleute den Standort unter der Schlosswiese kritisiert. Sie plädierten für eine Garage in der Schlosskurve – dafür gab es die Bereitschaft der grundbesitzenden Fraktionsverwaltung sowie der Kronplatz-Seilbahnen, die sich am Bau dieser Garage beteiligen wollten.

Aber Bürgermeister Christian Tschurtschenthaler lehnte sämtliche Angebote ab und konzentrierte sich voll und ganz auf den Deal mit Pobitzer und Neumair.

Sehr zum Missfallen von Architekt Hempel. „Die städtebaulich, verkehrstechnisch und architektonisch richtige Lösung – auch im Sinne der Erhaltung des naturnahen Entrées zur Stadtmitte Bruneck“, sagt er, „ist in der Schlossbergkurve.“ Aber trotz allem bestehe der Bürgermeister auf dem Standort unter der Wiese.

Zusammen mit Witti Mitterer und dem Kuratorium für technische Kulturgüter hat Hempel mit einer Resolution einen Vorstoß für die Garage in der Kurve gewagt. Darin heißt es: „Im Zuge des Mittelanschlusses an die Südumfahrung von Bruneck muss eine Tiefgarage gebaut werden, die den ruhenden Verkehr vor der Altstadt aufnehmen soll. Dazu eignet sich eine bereits als Parkplatz vorhandene Stelle in der Schlossbergkurve, wo dieses  Bauwerk weitgehend unauffällig untergebracht werden kann.“

Hempel gibt die Hoffnung nicht auf. Er sagt: „Vielleicht schaffen wir in der Sache Tiefgarage Schlossberg doch noch einen Umschwung, der die schöne Landschaftssituation unberührt lässt und zudem den direkteren Zugang zur Altstadt für die von der Südumfahrung Kommenden ermöglicht.“

ZITATE: „Vielleicht schaffen wir in der Sache Tiefgarage Schlossberg doch noch einen Umschwung, der die schöne Landschaftssituation unberührt lässt.“ „Die falsche Lösung“

Andreas Gottlieb Hempel

 

 

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2 Antworten auf Schlossgarage: Wiese der Zwietracht

  1. Omicroner sagt:

    Mir begegnen in meiner Tätigkeit als Bauleiter leider oft solche verfahrenen Situationen – es wird eine bauliche Lösung für ein Projekt – hier für eine Garage – gesucht, die Verantwortlichen machen sich Gedanken und finden eine Lösung, die sie persönlich für die beste halten.
    Und dann gibt es Diskussionen, weil einzelne mit der Lösung nicht einverstanden sind und allen anderen ihre persönlichen Ansichten aufzwingen möchten – die Folgen sind Stillstand und am Ende eine Explosion der Kosten.
    Ich habe ja nichts gegen eine Auseinandersetzung über den „besseren“ Standort der Garage, aber wenn diese erfolgt ist und die Entscheidungsträger dennoch von der ersten Lösung überzeugt sind, muss es auch mal gut sein.

    • forumonline sagt:

      und wenn aus offenbar nicht objektiven Gründen die falsche Entscheidung getroffen wurde???