Referendum: Keine meinungsbeeinflussenden Mitteilungen von Seiten der Institutionen in den 30 Tagen vor dem Abstimmungstag!

Initiative für mehr Demokratie, 24.01.2014

An den Landeshauptmann Dr. Arno Kompatscher
an die Mitglieder der Südtiroler Landesregierung
an den Präsidenten des Südtiroler Landtages Thomas Widmann
an die Bürgermeister der Gemeinden in Südtirol
an den Landesbeirat für Kommunikationswesen
an die Medien in Südtirol

Aufforderung an die Institutionen zur Respektierung des Gesetzes zur „par condicio“ im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Referendum am 09.02.2014
Anlass für diese unsere Mitteilung ist die Erfahrung, dass in der Vergangenheit die Bestimmungen des Art. 9 des Gesetzes Nr. 28 vom 22.02.2000 zur „par condicio“ eindeutig verletzt worden sind. Dies geschah in besonders grober Weise im Vorfeld der Abstimmung am 25.10.2009 aber auch im Zusammenhang mit Abstimmungen auf Gemeindeebene.Keine tendenziösen Informationen zur Beeinflussung des Wahlverhaltens der Bürgerinnen und Bürger

Diese unsere Sichtweise wird bestätigt durch eine Stellungnahme der „Autoritá per le Garanzie nella Comunicazioni, Direzione Servizi Media, Ufficio Comunicazione politica e conflitti di interesse“. Diese Stellungnahme erfolgte als Antwort auf eine entsprechende Anfrage des Landesbeirates für das Kommunikationswesen der Provinz Bozen im Zusammenhang mit der Volksabstimmung in der Gemeinde Mals am 25.11.2012. Das Bürgerkomitee zur Ablehnung des geplanten Wasserkraftprojektes sah sich bei dieser Gelegenheit mit der offenen Aufforderung des Bürgermeisters der Gemeinde Mals an die Wahlberechtigten konfrontiert, dem Projekt zuzustimmen.

Unsere Einschätzung des Verhaltens des Bürgermeisters als eindeutig gesetzeswidrig wurde durch das einschlägige Gutachten der „Autoritá per le Comunicazioni“ in vollem Umfang bestätigt. Dieses Gutachten wurde uns vom Landesbeirat am 14.01.2013 übermittelt. Darin wird festgestellt, dass „in tale periodo (dalla data di convocazione dei comizi elettorali e fino alla chiusura delle operazioni di voto) vige dunque il divieto per tutte le amministrazioni pubbliche di svolgere attività di comunicazione istituzionale, con la solo eccezione di quelle effettuate in forma impersonale ed indispensabile per l’efficace assolvimento delle proprie funzioni.“ Weiters wird ausgeführt: „La ratio del divieto risiede nell’esigenza di impedire che le amministrazioni, nello svolgere attività di comunicazione istituzionale in periodo elettorale e/o referendario, possano fornire, attraverso modalità e contenuti informativi non neutrali, una rappresentazione suggestiva, a fini elettorali, dell’amministrazione stessa e dei suoi organi titolari.“

Wir sind der Überzeugung, dass eine institutionelle Intervention – von Seiten des Landeshauptmannes, des Landtagspräsidenten und der Bürgermeister, der Landesregierung und der Gemeindeausschüsse, einzelner Assessoren und Referenten – nicht nur das genannte Gesetz verletzen würde, sondern auch das Wahlgesetz, das eine Beeinflussung des Wahlverhaltens der Bürger durch Repräsentanten öffentlicher Institutionen verbietet. Der Art. 98 des Einheitstextes der Wahlgesetze Nr. 361, D.P.R. 30.03.1957 und nachfolgende Abänderungen stellt fest: „Il pubblico ufficiale, l’incaricato di un pubblico servizio, l’esercente di un servizio di pubblica necessità, il ministro di qualsiasi culto, chiunque investito di un pubblico potere o funzione civile o militare, abusando delle proprie attribuzioni e nell’esercizio di esse, si adopera a costringere gli elettori a firmare una dichiarazione di presentazione di candidati od a vincolare i suffragi degli elettori a favore od in pregiudizio di determinate liste o di determinati candidati o ad indurli all’astensione, è punito con la reclusione da sei mesi a tre anni e con la multa da lire 600.000 a lire 4.000.000.“

Diese Bestimmungen werden durch das Gesetz Nr. 352 vom 25.05.1970 auch auf vergleichbare Akte im Zusammenhang mit Volksinitiativen und Referenden ausgedehnt. Im Art. 51 wird festgestellt: „Le disposizioni penali, contenute nel Titolo VII del testo unico delle leggi per la elezione della Camera dei deputati, si applicano anche con riferimento alle disposizioni della presente legge.  Le sanzioni previste dagli articoli 96, 97 e 98 del suddetto testo unico si applicano anche quando i fatti negli articoli stessi contemplati riguardino le firme per richiesta di referendum o per proposte di leggi, o voti o astensioni di voto relativamente ai referendum disciplinati nei Titoli I, II e III della presente legge. Le sanzioni previste dall’articolo 103 del suddetto testo unico si applicano anche quando i fatti previsti nell’articolo medesimo riguardino espressioni di voto relative all’oggetto del referendum.“

Die neue politischen Vertretung in unserem Lande gibt uns Anlass zur Hoffnung, dass eine politische Kultur der Korrektheit und des Respektes die öffentlichen Beziehungen kennzeichnen wird. Trotzdem scheint es uns angebracht, die gesetzlichen Grundlagen und das Gutachten der „Autoritá per le Garanzie nella Comunicazione“ im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Referendum am 09.02.2014 in Erinnerung zu rufen.

der Vorsitzende der Initiative für mehr Demokratie
Dr. Erwin Demichiel

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