Toblach und der Kuckuck

TZ, 06.02.2014

Besuch vom Kuckuck

Der Streit um die Nordic Arena in Toblach hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Bei den rebellischen Hoteliers wurde der Gerichtsvollzieher vorstellig.

von Silke HinterwaldnerVor zwei Tagen hat der Gerichtsvollzieher an die Tür geklopft. Er brachte einen Brief mit der Ankündigung, dass bald die Bankkonten gepfändet werden. „Wer nicht genug Geld auf der Bank hat“, sagt ein Betroffener, „der bekommt den Kuckuck auf den Fernseher, die Möbel und das Auto.“

Er ist immer noch mehr als nur erstaunt darüber, dass es tatsächlich so weit kommen konnte. Der Hintergrund des unerfreulichen Besuches ist eine skurrile Geschichte, die Toblach seit Jahren in Atem hält.

Lange wurde im Dorf darüber diskutiert, ob Toblach ein Langlaufstadion brauche. Das Vorhaben wurde immer wieder verschoben, weil es einfach zu teuer war. Aber 2006 konnte dieser lang gehegte Wunsch von Hotelier Herbert Santer endlich umgesetzt werden.

Der Weg zu dieser Entscheidung blieb aber umstritten. In einer Sitzung, bei der viele Mitglieder des Tourismusvereins durch Abwesenheit glänzen, wurde beschlossen, eine Gesellschaft zu gründen, die alle Mitglieder gemeinsam finanzieren sollen. Dies obwohl manche Hoteliers sich zuvor klar gegen den Bau des Langlaufstadions geäußert hatten.

Die Folge: Nach diesem Beschluss gab es eine Austrittswelle aus dem Tourismusverein. Wer sich weigerte den Bau mitzufinanzieren, verließ den Verein. Damit aber war das Problem nicht aus der Welt geschafft, denn die mehrheitliche Entscheidung der Vollversammlung nimmt alle Mitglieder in die Pflicht. Der Tourismusverein schaltete den Rechtsanwalt ein, alle Schlichtungsversuche scheiterten.

Immer noch haben mehr oder weniger 17 Betriebe in Toblach nicht bezahlt.

Bei ihnen hat vor zwei Tagen der Gerichtsvollzieher geklingelt. Die Betroffenen sind einfach nur baff.

In der Nordic Arena läuft der Betrieb indes mehr schlecht als recht. Bei Großveranstaltungen glänzt das Stadion zwar in voller Pracht, aber abgesehen davon herrscht eher Flaute. Für die Wintersaison konnte kein neuer Pächter gefunden werden, weshalb die Stadion-Gesellschaft selbst einen Geschäftsführer einsetzen musste. Im abgelaufenen Jahr blieb die Arena monatelang geschlossen.

Roland Sapelza, Präsident des Tourismusvereines Toblach, will zu den jüngsten Vorfällen nicht Stellung nehmen. Er sagt nur: „Es nimmt alles seinen geregelten Lauf.“

 

FOTO: Die Nordic Arena: Herausgeputzt für den Weltcup

ZITAT: Bei Großveranstaltungen glänzt das Stadion zwar in voller Pracht, aber abgesehen davon herrscht eher Flaute.

 

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