Bei den Narren

Neue Südtiroler Tageszeitung, 04.03.2014 – Am Unsinnigen Donnerstag war im Regionalrat die Hölle los. Der Freiheitliche Sigmar Stocker war abwesend – weil beim Faschingsumzug in Terlan.

Tageszeitung: Herr Stocker, der Regionalrat hat am Donnerstag in einer Sondersitzung das delikate Thema Politikerrenten behandelt. Sie waren nicht anwesend?

Sigmar Stocker: Nein, ich war in Terlan beim Faschingsumzug. Ich bin Präsident des Faschingsvereins, habe dort die Verantwortung für alles.

Im Regionalrat geht es um einen der größten Polit-Skandale, und Sie feiern Fasching?

Unsere Fraktion war mit fünf Vertretern bei der Sitzung anwesend, und ich wiederhole: Ich habe die Verantwortung für den großen Faschingsumzug mit mehreren 100 Mitwirkenden. Was hätte ich tun sollen? Man wird sich doch einmal entschuldigen dürfen, oder?

Sie hatten sich im Vorfeld entschuldigt?

Ja, die Sitzung war ja als Sondersitzung geplant, auf der das Präsidium gewählt werden sollte. Ich habe zu Generalsekretär (Stefan) Untersulzner schon vorher gesagt, dass ich an dem Tag nicht kommen könne. Untersulzner ist selbst Terlaner, er weiß um meine Verantwortung beim Faschingsumzug.

Die Optik bleibt aber schief. Im Regionalrat brennt es, und der Abgeordnete Stocker ist bei den Narren…

Schauen Sie: Um 13.00 Uhr ist der Umzug, um 12.00 Uhr werden die Straßen gesperrt. Es wäre sich zeitlich für mich nicht ausgegangen, nach Trient zu fahren. Ich hab darüber auch mit dem Klaus Runer (dem SVP-Bürgermeister von Terlan) gesprochen, der meinte auch: „1ch verstehe dich, wenn du für den Umzug zuständig bist . . .“

Ohne Sie hätte der Umzug nicht stattfinden können?

Wie ich’s gemacht hätte, es wäre falsch gewesen. Wenn ich nicht beim Umzug gewesen wäre, hätte es geheißen, der Stocker traut sich in politisch turbulenten Zeiten nicht mehr unter die Leute, er versteckt sich im Regionalrat.

Wurden Sie angefeindet?

Nein, angefeindet nicht, aber die Leute reden natürlich über dieses Pensions-Geschichte. Und heuer war es schon so, dass sie mich als Politiker vielleicht nicht so humorvoll angeschaut haben wie früher.

Also wäre es doch gescheiter gewesen, nach Trient zu fahren?

Nein, dann hätte jeder gesagt: Der Präsident, der drückt sich. Meine Nichtteilnahme an der Regionalratssitzung hat nichts mit Faulheit zu tun, sondern damit, dass ich Verantwortung trage.

Intewiew: Artur Oberhofer

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Eine Antwort auf Bei den Narren

  1. Mariele F. (dzt. in Algund) sagt:

    Das kann ich gut verstehen Herr Gabriel. Ich wollte Ihnen hiermit unbedingt meine Solidarität bekunden!