Treffen am Hintertürl. Skiprojekte Sexten. Bericht TZ, 301211

TZ, 301211

Treffen am Hintertürl

Sexten hat nun einen besseren Plan für die Skiverbindung zwischen Helm und Rotwand. Aber dürfen Lifte und Pisten deshalb gebaut werden? Im Februar wird das Verwaltungsgericht darüber entscheiden, ob und wo weitergearbeitet wird.

von Silke Hinterwaldner

Eine Bergstation fällt weg. Das sogenannte Negerdörfl bleibt verschont. Und aus einem Sessellift wird eine Kabinenbahn. Die Liftgesellschaft unter der Obhut des Speckkönigs Franz Senfter hat ihre Pläne für eine Skiverbindung zwischen Helm und Rotwand aufgehübscht und sich eine Genehmigung bei den Sextner Gemeinderäten geholt.

Am Mittwochabend stand das Varianteprojekt auf der Tagesordnung. Die Räte ließen sich nicht lange betteln. Alle SVP-Abgesandten stimmten für die Änderung des Bauleitplanes. Die Bürgerlistler hielten dagegen. „Schon gut“, sagt Gegner Hanspeter Stauder, „dass man einige Kleinigkeiten ausbessert. Aber das ist und bleibt Augen-auswischerei“. Wie ein Damoklesschwert schwebt das große Skikarussell über seinem Kopf: Erst die Annäherung an das Comelico, dann die Verbindung über den Helm bis nach Sillian. Aber wandern mit den Skianlagen auch die Gäste aus Sexten ab, weil sie anderswo günstiger nächtigen können? Die Sextner Hoteliers machen sich diesbezüglich offenbar keine Sorgen. Im Gegenteil: Sie erhoffen sich eine bessere Auslastung der Betten in der Wintersaison. Um die Sommertouristen kümmert man sich in Sexten offenbar weniger. Der  Grüne Abgeordnete Riccardo Dello Sbarba hingegen stellt  fest: „Dass der Wintertourismus  seinen Zenit überschritten hat und die Erhaltung von Landschaft auch aus touristischer Sicht zunehmend erstes Gebot wird, spielt in diesem Design nur eine untergeordnete Rolle.“

Während die Liftgesellschaft Sextner Dolomiten AG neue Pläne vorlegt und in Sexten weiter über Sinn und Unsinn dieser Liftverbindung diskutiert werden darf, nimmt das Verfahren am Verwaltungsgericht seinen Lauf. Denn: Im Oktober 2010 ließ das Gericht die Arbeiten am Sextner Stiergarten stoppen. Die Bedenken zielten darauf ab, dass das Gebiet ökologisch und landschaftlich sensibel ist. Dem schließt sich auch die Wiener Universitätsprofessorin Ulrike Pröbstl an, die im Auftrag des Gerichts ein Gutachten erstellt hat. Im Februar folgt nun die Sachverhandlung. Rudolf Benedikter, Anwalt der Projektgegner, sagt: „Der neue Beschluss des Gemeinderates ist für das Gerichtsverfahren und für die Entscheidung des Gerichtes irrelevant.“

„Dass die Erhaltung von Landschaft auch aus touristischer Sicht zunehmend erstes Gebot wird, spielt in diesem Design nur eine untergeordnete Rolle.“ Riccardo Dello Sbarba

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2 Antworten auf Treffen am Hintertürl. Skiprojekte Sexten. Bericht TZ, 301211

  1. B. M. sagt:

    Ein wichtiges Standbein ist und bleibt im Hochpustertal der Wintertourismus; das werden auch die schärfsten Gegner der Verbindung Helm Rotwand nicht verneinen können. Als aktiver Skifahrer stelle ich mir oft die Frage ob ich in unserem Gebiet Winterurlaub machen würde. Ein klares Nein ist die Antwort denn, unser Gebiet kann in Punkto Liftangebot mit fast keinem Skigebiet mehr mithalten. Ein Ausbau ist also dringend notwendig wenn wir nicht weiter ins Hintertreffen geraten wollen. Sexten hat gerade durch Versäumnisse im Pisten und Anlagenbau kontinuierlich an Atraktivität eingebüßt!
    Natürlich soll auf Umwelt und Natur Rücksicht genommen werden, es soll keine Neuerschließungen mehr geben. Verbindungen von schon bestehenden Skibergen sind jedoch unbedingtes Gebot der Stunde. Eine von Fachleuten anerkannte internationale Studie hält nur Skiberge mit einer gewissen Grösse überlebensfähig. Bestes Beispiel dafür ist Kals am Glockner, das vor der Verbindung mit Matrei ein sterbender Ort war. Abwanderung von jungen Leuten und fehlende Arbeisplätze waren ernstzunehmende Probleme.
    Durch die Verbindung mit Matrei erlebt man Kals in neuer Frische und es herrscht Aufbruchstimmung vor allem bei vielen jungen Leuten.
    Eines muß abschließend noch gesagt werden: Keiner der vehementen Gegner fährt Ski, das ist sicher mit ein Grund für das fehlende Verständniss. Weiters gibt es einen breit gestreuten Konsens bei der Bevölkerung für eine Verbindung Helm Rotwand. An dieser Stelle muß ein herzlicher Dank Herrn Senfter Franz ausgesprochen werden der mit Zielstrebigkeit und Weitsicht an der Sache arbeitet.