Tageszeitung 30.03.2012: „Ein Sumpf“

von Thomas Vikoler

Die Einvernahme von Petra Windt in Wien zeigt deutlich, wer die Fäden bei der Übernahme des Kraftwerks in Mittewald zog: SEL – Direktor Maximilian Rainer und SEL – Berater Paul Schweitzer. Petra Windt hatte offenbar wenig zu sagen und erhielt die investierten 100.000 Euro zurück.

Die beiden Studienkollegen verloren sich, wie es oft vorkommt, aus den Augen. Im fernen Jahr 1980 hatten die Österreicherin Petra Windt und der Südtiroler Maximilian Rainer ihr Studium im Fach Kulturtechnik und Wasserwirtschaft an der Universität für Bodenkultur in Wien abgeschlossen. 2005 fand in Wien eine Feier zum 25 – Jahre – Jubiläum des Abschlusses statt. Damals habe sie erstmals wieder mit Rainer gesprochen, erklärte Windt am Dienstag dieser Woche gegenüber dem Bozner Oberstaatsanwalt Guido Rispoli. Der wollte wissen, welche Rolle Rainer bei der Übernahme eines stillgelegten Kraftwerkes in Mittewald/Franzensfeste gespielt habe.

Eine offenbar sehr aktive, auch wenn Rainer in der Vergangenheit bestritten hat, von dem Deal gewusst zu haben. Petra Windt, Inhaberin einer Pflasterfirma mit Sitz am Opernring 9 in Wien, gab zu Protokoll, über wenig unternehmerische Entscheidungsbefugnis verfügt und sich das Kraftwerk – Investment in Südtirol anders vorgestellt zu haben.

Den Kontakt zu Johann Breiteneder, dem vormaligen Eigentümer des Kraftwerks, habe Rainer, damals SEL – Direktor, hergestellt. Im Dezember 2006, wenige Tage nach der Entscheidung des SEL – Verwaltungsrates, das E – Werk nicht zu kaufen, unterzeichnete Windt einen Vorvertrag mit Breiteneder. Nach der Gründung von ,, Stein an Stein Italien“ übernahm die Wiener Unternehmerin die Anlage in Mittewald um 100.000 Euro. Eine Summe, die ihr später aus Bozen zurücküberwiesen worden sei, wie die Befragte am Dienstag erklärte.
Allein diese Aussagen von Petra Windt machen deutlich, wer die Fäden bei dem Kraftwerksdeal zog: Rainer und der Bozner Wirtschaftsberater Paul Schweitzer, damals offizieller Berater der SEL AG. Sie sei dazu gedrängt worden, Schweitzer eine Generalvollmacht zu erteilen, sagte Windt bei der Einvernahme. Nur so gelangte sie in den Besitz einer potenzierten Kraftwerkskonzession. Die erteilte die Landesregierung dann im August 2009 – mit einer Verdreifachung der Kilowatt – Leistung. Mit Generalvollmacht gab Windt die Leitung der Firma ,,Stein an Stein Italien“, die ihren Sitz zudem in Schweitzers Büro hatte, faktisch aus der Hand. Die Bürgschaften für den Kraftwerkskauf kamen ebenfalls aus Südtirol: 450.00 Euro kamen von Rudi Stocker, Bruder
des SEL – Präsidenten Klaus Stocker, 250.000 von Franz Pircher.

Unklar für die Ermittler ist, ob sie sich der Rolle als Strohfrau voll bewusst gewesen war oder ob sie sich tatsächlich ein gutes Geschäft erwartet hatte. Immerhin stellte sie jedes Jahr Rechnungen in der Höhe von rund 15.000 Euro für die von ihr getätigten Dienste aus. Ihre derzeitige 70 – Prozent – Quote an dem Kraftwerk sei jedenfalls unverkäuflich, bedauerte die Wiener Unternehmerin.

In ihrem Büro wurde am Dienstag Datenmaterial beschlagnahmt, das nun – wie die Unterlagen des Lienzer Wirtschaftsberaters Martin Kofler (siehe Kasten) – ausgewertet werden muss. Das erste Resümee von Oberstaatsanwalt Guido Rispoli über die Ergebnisse der österreichischen Mission: ,, Ein Sumpf“. Rispoli geht davon aus, dass die Landesregierung die Kratfwerkskonzessionen zurückziehen werde, wenn ein entsprechendes Verwaltungsverfahren laufen werde.

Pirchers Briefe

Der Lienzer Wirtschaftsberater Martin Kofler belastet seinen Kollegen Franz Pircher.

(tom) Das Wort ,, Strohmann“ soll Martin Kofler gegenüber den Beamten der Finanzpolizei, die ihn am Dienstag besuchten ,nicht ausgesprochen haben. Aber das, was der Wirtschaftsberater aus Lienz zu Protokoll gab, lässt darauf schließen, dass er, Kofler, in dieser Rolle tätig war. Von ihm unterzeichnete Briefe an die Landesverwaltung, die er als Inhaber der Firma EVB an, schrieb, seien von Franz Pircher, Brunecker Wirtschaftsberater und damals Aufsichtsratschef der SEL AG, mehr oder weniger vorgeschrieben worden, soll Kofler erklärt haben. EVB hatte am 31. August 2007 30 Prozent der Anteile von ,,Stein an Stein Italien“, der Eigentümerin des Kraftwerkes in Mittewald, übernommen. Bei der Abwicklung der Operation habe er vornehmlich auf Anweisung Pirchers gehandelt, so Kofler. Aussagen, mit denen er seinen Brunecker Kollegen zweifellos belastet. Hinweise auf eine nähere Verwicklung von Landeshauptmann Luis Durnwalder in das Investment, wie einige Zeit vom ,, Tagblatt der Südtiroler“ suggeriert, fanden die Ermittler in Lienz angeblich nicht.

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Eine Antwort auf Tageszeitung 30.03.2012: „Ein Sumpf“

  1. Fritz sagt:

    Rainer und Windt haben 1980 BEGONNEN, an der BOKU zu studieren, nicht beendet.

    Paul Schweitzer und Alexander Rainer (Bruder von Maximilian) waren Schulfreunde an der Oberschule für Landwirtschaft Auer seit 1980.

    Herr Maximilian Rainer war vor der SEL im Landesdienst bei der Wildbach- und Lawinenverbauung, daher die guten Kontakte dorthin, was bei einer Stellungnahme für das Kraftwerk Mittewald sicher nicht geschadet hat…