Schlossgarage Bruneck: Bericht TZ, 14.03.13

Scharfe Kurve
Bruneck braucht eine Tiefgarage in Schlossnähe. Aber wo? Eigentlich will die Stadtverwaltung unter der Schlosswiese bauen. Mit diesem Projekt sind jedoch viele unzufrieden. Und: Das Urteil des Landesbeirates für Baukultur ist niederschmetternd. Von Silke Hinterwaldner
Dass Dieter Jüngling nicht glücklich ist, merkt der Leser in jeder einzelnen Zeile. Der Vorsitzende des Landesbeirates für Baukultur hat die Schlossbergwiese in Augenschein genommen, um zu beurteilen, ob darunter eine Parkgarage mit 600 Stellplätzen errichtet werden kann. Wohlgemerkt: Ohne, dass die Umgebung dadurch langfristig Schaden nehmen darf. In seinem Gutachten schreibt der Landesbeirat für Baukultur: „Es wäre angebracht, als Alternative einen weiteren geeigneteren Standort für die Parkierungsanlage in diesem Raum zu suchen. Es ist dem Landesbeirat bewusst, dass dies einen zeitlich engen Weg darstellt, aber es kann sich auch bei einer weiteren Planung ergeben, dass es keine optimale Lösung der Öffnungen in diesem historisch einmaligen Ensemble gibt. Und es kann hier auf jeden Fall nur eine optimale Lösung geben.“
Der Kampf um eine Garage in Nähe des Schlossberges hat mittlerweile eine lange Geschichte. Seit vielen Jahren denkt Bruneck darüber nach, wann die Ausfahrt aus der Südumfahrung gebaut wird und wie man dann mit dem Verkehr in Richtung Stadt umgeht. Vor rund einem Jahr hat der Gemeinderat von Bruneck schließlich eine grundsätzliche Entscheidung getroffen. Der Kern: Eine Tiefgarage soll unter der schönen Schlosswiese gebaut werden, vor allem deshalb, weil es für dieses Projekt ein für die Stadtgemeinde anscheinend finanziell und organisatorisch  günstiges Angebot gibt. Auch wenn viele in Bruneck eine Garage in der Schlosskurve bevorzugt hätten. Zu letzteren gehören auch prominente Namen. Dieter Schramm, etwa. Der SVP-Ortsobmann sagt rundheraus: „Ich bin aus verschiedenen Gründen nach wie vor für das Projekt in der Kurve. Aber ich trage die Mehrheitsentscheidung mit.“ Insofern müsse man nun alles daran setzen, die beste Lösung zu finden. Roland Griessmair schlägt in dieselbe Kerbe. Auch der SVP-Gemeinderat und Ingenieur hätte lieber eine Garage in der Schlosskurve gesehen. „Aber“, sagt er, „es gibt für die beiden Standorte keine gleichwertigen Angebote.“ Deshalb wird nach wie vor der Standort Schlosswiese als die einzige echte Möglichkeit gehandelt. Keiner der beiden SVP-Männer geht davon aus, dass nach dem niederschmetternden Gutachten des Beirates für Baukultur die Diskussion neu aufgerollt werden sollte. Walter Harpf ist da anderer Meinung. Der Vorsitzende der Fraktionsverwaltung von Bruneck Stadt drängt darauf, das Projekt unter der Schlosswiese zu verwerfen. Verkehrstechnische, urbanistische, kulturhistorische,  landschaftliche und selbstverständlich ökonomische Aspekte sollten bei einer Neubewertung berücksichtigt werden. „Und dann würde selbstredend eine Garage in der Kurve gewinnen“, ist Harpf überzeugt. Außerdem sei es keine Selbstverständlichkeit, dass die Fraktion ihre Grundstücke für das Projekt unter der Schlosswiese zur Verfügung stellen würde. Wenn die Stadt nicht einlenkt, wäre dies eine weitere Möglichkeit des Protestes. Die Bedenken gegenüber einer Tiefgarage unter der Schlosswiese haben der Schweizer Architekt Dieter Jüngling und sein Beirat für Baukultur treffend zusammengefasst. Sie sind der Meinung, „dass die Planung der Öffnungen und Wegführungen im gegebenen historischen Kontext höchst anspruchsvoll und schwierig ist und bei einer nicht dem Kontext entsprechenden Lösung die Gefahr der nachhaltigen Zerstörung der heute noch intakten Kulturlandschaft und damit der Abwertung der einzigartigen Gesamtwirkung Schloss, Altstadt und Landschaft (Naherholungsgebiet) besteht“.
Foto: Die Schlosswiese heute: Wie kann man die Öffnungen verstecken?

ZITAT
„Ich bin aus verschiedenen Gründen für das Projekt in der Kurve. Aber ich trage die Mehrheitsentscheidung mit.“
Dieter Schramm

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Das Projekt
Das Projekt sieht eine unterirdische fünfgeschossige Parkgarage unter der Schlossbergwiese vor. Die Anbindung der Parkgarage soll durch einen Tunnel erfolgen dessen Einfahrt im Bereich des jetzigen Parkplatzes für die Schlossbesucher angelegt ist.In der Parkgarage, die für 600 Parkplätze ausgelegt ist, werden die einzelnen Ebenen durch eine kreisförmige Rampenanlage erschlossen. Es sind zwei Ausgänge für Fußgänger zur Stadt hin geplant. Einer soll direkt über einen Zugangstunnel niveaugleich in die Oberstadt führen. Der Eingang würde am Fußpunkt des Schlossberges, bei einem Parkplatz, hinter der Häuserzeile der Oberstadt liegen. Der zweite Ausgang soll auf der obersten Parkebene über einen Zugangsstollen direkt auf den Schlossbergweg münden.

KASTEN 2 ZUM AUFMACHER
Verstellte Ansicht
Warum die Heimatpfleger im Pustertal gegen eine Tiefgarage unter der Schlosswiese sind.
„Durch die Zufahrt zur Schlosswiesengarage von der Reischacher Straße aus würde das einmalige Ensemble mit Schloss, Felsen und Schlosswiese stark beeinträchtigt und diese charakteristische Ansicht nachhaltig gestört“, sagt Albert Willeit vom Heimatpflegeverband Pustertal. Die umgebende Kulturlandschaft und die Schlossansicht würden mit diesem Eingriff stark in Mitleidenschaft gezogen. Neben landschaftlichen Begründungen sind es vor allem die eindeutigen Vorteile einer guten Zentrumsanbindung, welche klar für den Standort Schlosskurve sprechen würden.„Wie schon andere namhafte Personen so sind auch wir der Auffassung, dass für die Standortwahl nicht allein die monetären Argumente entscheidend sein dürfen“, erklärt Willeit, „denn dafür ist die ganze Angelegenheit für die Stadtentwicklung zu wichtig.Aus all diesen Gründen appellieren wir an die politischen Verantwortungsträger, der Schlosskurvengarage den Vorzug zu geben.“
Albert Willeit: „Der Kurve den Vorzug geben“

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