M5S. Stimmen zu Beppe Grillo

Ich muss schon sagen, dass ich sehr verwundert war als der Komiker Beppe Grillo mit seiner Bewegung „5 Stelle“ (bei der man nicht weiß,, will sie eine Bewegung oder eine Partei sein?) auf Anhieb drittstärkste Partei in Italien wurde. Auch wenn es in Italien viel an dem derzeitigen politischem System zu kritisieren gibt, kann man nicht so Politik machen, in dem man nur poltert, die anderen Politiker alle nach Hause schicken möchte und NULL Verantwortung übernehmen möchte. So stelle ich mir Opposition auf keinem Fall vor. Man kann nicht zu allem Nein sagen, andere beleidigen und auf übelste Weise über sie drüber fahren. Respekt ist dem politischen Gegner ist immer noch geschuldet,, auch wenn man mit harten Bandagen kämpft. Als drittstärkste Partei sollte man auch bereit sein Regierungsverantwortung zu übernehmen, wenn man ernsthaft an positiven Veränderungen interessiert ist. Manche seiner Äußerungen kann man nur als Müll bezeichnen.

Und was sollen solche Sprüche:

„Viele Abgeordnete können sich durchaus vorstellen, mit den Sozialdemokraten in einigen Punkten zusammenzuarbeiten. Nicht so ihr Anführer Beppe Grillo. Der will weiter auf der Wutwelle reiten und Neuwahlen erzwingen: „Wir wollen 100 Prozent im Parlament, nicht 20 oder 25 oder 30″, tönt er.“

Mit solchen Aussagen verliert ein Politiker jeder Glaubwürdigkeit und Seriosität. Man will in Italien hoffentlich keine Diktatur, oder? Der Beitrag vom Spiegel ist zwar nicht mehr ganz aktuell, stellt aber den Charakter des Komikers Grillo sehr gut dar und auch seine politischen Ziele (Grillo reagierte stinksauer darauf als der Kanzlerkandidat der SPD Steinbrück ihn Clown nannte).
Hier der Artikel vom Spiegel.

Italienische Protestbewegung: „Hör auf Müll zu reden, Beppe“

„Lügen“, Rücktrittsforderungen und ein „Langstrecken-Duce“ – die Protestbewegung „Fünf Sterne“, der Überraschungssieger der italienischen Parlamentswahl, streitet über ihren Kurs. Die Wahl des Senatspräsidenten führte zum Eklat.

Rom – Die Kritik am System hatten die deutsche Piratenpartei und die italienischen Grillini schon immer gemein. Auch was den parteiinternen Streit angeht, scheint sich die Protestbewegung des Ex-Komikers Beppe Grillo keine Lektion von ihren deutschen Brüdern im Geiste zu brauchen. „Lügen“ und Wahlbetrug wirft der graugelockte Charismatiker Grillo einigen seiner Abgeordneten vor und fordert sie indirekt zum Rücktritt auf. Zuvor hatten die Senatoren – entgegen parteiinterner Absprachen – den Kandidaten der linken Demokratischen Partei (PD) bei der Wahl zum Senatspräsidenten unterstützt.

Im Internet löste Grillo damit eine scharfe Debatte aus: „Hör auf Müll zu reden, Beppe. Wofür hältst du dich? Eine Art Langstrecken-Duce?“, fragte ein Kommentator mit Verweis auf den einstigen italienischen Diktator und Hitler-Verbündeten Benito Mussolini. Andere sprangen Grillo zur Seite: Die Senatoren müssten die Regeln der Bewegung tolerieren, schrieb eine. „Schmeiß sie raus!“ Einer der Abweichler, Giuseppe Vacciano, verteidigte seine Entscheidung, bot aber gleichzeitig auch seinen Rücktritt an.

Streit über Zusammenarbeit mit der PD

Der Streit verdeutlicht nur das Grundproblem der Grillo-Bewegung nach ihrem Überraschungserfolg bei der italienischen Parlamentswahl Ende Februar: Der Volkszorn hat die Grillini als drittstärkste Kraft ins Parlament gespült. Die PD um ihren Spitzenmann Pier Luigi Bersani braucht für die Regierungsbildung ihre Unterstützung. Viele Abgeordnete können sich durchaus vorstellen, mit den Sozialdemokraten in einigen Punkten zusammenzuarbeiten. Nicht so ihr Anführer Beppe Grillo. Der will weiter auf der Wutwelle reiten und Neuwahlen erzwingen: „Wir wollen 100 Prozent im Parlament, nicht 20 oder 25 oder 30″, tönt er.

Um das zu verhindern, will Linken-Führer Bersani die Grillini locken. In das für Mittwoch geplante Gespräch mit Staatspräsident Giorgio Napolitano will Bersani ohne einen detaillierten Plan für ein Regierungsprogramm gehen. Ihm gehe es darum, mit einigen wenigen Punkten die Zustimmung des Parlaments zu gewinnen, sagte der PD-Anführer. Mit Themen, die auch unter den „Fünf Sterne“-Abgeordneten Zustimmung finden, könnte Bersani so Mehrheiten im gespaltenen Senat finden.

Gelingt das nicht, könnte dagegen Grillos Blockade-Strategie aufgehen: Nach jüngsten Umfragen würde seine Protestbewegung „Fünf Sterne“ aus einer neuerlichen Abstimmung mit 30 Prozent als stärkste Kraft vor den Bündnissen Bersanis (25,1 Prozent) und Berlusconis (23,3 Prozent) ins Ziel kommen.

ade/Reuters

http://www.spiegel.de/politik/ausland/beppe-grillos-bewegung-nach-wahl-im-italienischen-senat-gespalten-a-889399.html

 

Hubert von Wenzl

Bruneck

 

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3 Antworten auf M5S. Stimmen zu Beppe Grillo

  1. hubertvonwenzl sagt:

    Beppe Grillo schlägt um sich

    Ich kann mir nicht erklären wie Beppe Grillo von der 5-Sterne-Bewegung (M5S) bei seinem Erstantreten so einen Erfolg haben konnte.
    Er hat kein anderes Programm als zu allem Nein zu sagen. Man muss auch Vorschläge machen können. Was sollen seine Schimpfkanonaden und sein ewiges Gebrülle? Wenn er etwas verändern will, hätte er auch bereit sein müssen in die Regierung zu gehen, in einer Koalition mit dem PD.
    Aber er kann nur alles niedermachen und von einer Beleidigung zur nächsten eilen.

    Jetzt hat er wieder den Juristen Rodotá aufs Korn genommen, weil der sich kritisch über Grillos unnachgiebiges politisches Verhalten geäußert hat. Daraufhin wurde Rodotá von Grillo als „Achtzigjähriger“ angepöbelt, der aus einem Mausoleum ausgegraben worden sei. Zu recht löste Grillos Attacke gegen Rodotà Empörung aus.
    Den Juristen Rodotà hatten die „Grillini“ erst vor zwei Monaten als Kandidaten für das Amt des Staatspräsidenten unterstützt (!). (Siehe das Bild im Link unten).
    Grillo’s Verhalten trägt faschistoide Züge. Was soll das sich über ältere Politiker lustig machen und sie zu beleidigen? Grillo ist „erst“ 64, schaut aber jetzt schon aus wie ein Achtzigjähriger.Es geht schließlich um das was ein Politiker leistet und nicht wie alt er ist. Es gibt genug junge Politiker die konservativer und geistig weniger beweglich sind als Rodotá. Von der Bildung eines Grillo und eines Rodotà wollen wir gar nicht erst reden. Politik sollte man schon ernsthafter angehen als dieser angebliche „Starkomiker“. Ich habe den Eindruck Grillo will die Politik nur als Bühne benützen.

    Einige Daten zu Grillo:

    Giuseppe Piero „Beppe“ Grillo (* 21. Juli 1948 in Genua)ist ein italienischer Komiker, politischer Kabarettist und Schauspieler und wurde in den letzten Jahren zum erfolgreichsten Blogger in Italien. Er ist Begründer der Protestintiative „V-Day“ (Vaffanculo-Day – zu deutsch in etwa „Haut-ab-ihr-Ärsche-Tag“, die in Italien über 50.000 Mitglieder zählt.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Beppe_Grillo

    Hier ein Bericht der Wienerzeitung.at

    M5S-Chef attackiert seinen Präsidentschaftskandidaten Stefano Rodotà – Spaltungstendenzen nach Wahlpleite

    Beppe Grillo schlägt um sich

    Rom. Nach dem Absturz seiner 5-Sterne-Bewegung (M5S) bei den Kommunalwahlen am vergangenen Wochenende steigt bei Beppe Grillo die Nervosität. Kritiker werden ausnahmslos heftig attackiert. Nach der Journalistin Milena Gabanelli, der Siegerin der M5S-internen Vorwahlen für die Präsidentschaftskandidatur, die dann doch auf ein Antreten verzichtet und mit Fragen nach der Finanzierung seines Blogs Grillos Zorn erregt hat, war jetzt Stefano Rodotà, der M5S-Präsidentschaftskandidat, dran. Rodotà hatte in einem Interview mit dem „Corriere della Sera“ die jüngsten Wahlniederlagen der Grillo-Bewegung darauf zurückgeführt, dass Grillo mit der Ansicht, dass das Internet genüge, um zu gewinnen, einen Fehler begangen habe. „In der Realität auf lokaler Ebene funktioniert das Internet nicht so wie auf nationalem Gebiet“, sagte Rodotà, der auch darauf hinwies, dass bei den jüngsten Wahlen die beiden großen Kommunikatoren verloren haben: Grillo und Berlusconi.

    Kritik an Grillo auch aus den eigenen Reihen

    Grillos Antwort ließ nicht lange auf sich warten. In seinem Blog verspottete er Rodotà als einen „vom Internet wundergeheilten 80-Jährigen, aus dem Mausoleum aufgetaut, in das ihn die Seinen verbannt haben, und dem wir wünschen, dass er die Linke wiedergründet“. Rodotà weigerte sich am Freitag, zu den Angriffen Stellung zu nehmen: „Das ist nicht mein Stil.“ Er konnte sich aber über die Solidaritätsadressen aus fast allen politischen Lagern, auch aus dem der M5S, freuen. Der Parteichef der linksökologischen SEL, Nichi Vendola, forderte mehr Respekt für Persönlichkeiten wie Rodotà, die eine saubere und schöne Geschichte haben. Der PD-Abgeordnete Pippo Civati sieht hinter der Attacke auf Rodotà eine faschistoide Kultur.

    „Wer wie Rodotà oder Gabanelli kritische Bemerkungen macht, darf dafür nicht zum Ziel verbaler Gewalt werden, nur weil er mit der Linie Grillos nicht übereinstimmt“, betonte etwa der M5S-Abgeordnete Adriano Zaccagnini.

    Zaccagnini zählt zu einer Gruppe von M5S-Abgeordneten, die laut „Corriere delle Sera“ eine eigene Parlamentsfraktion gründen wollen, weil sie das Fehlen einer parteiinternen Demokratie beklagen und der Meinung sind, dass man nicht nur protestieren dürfe, sondern auch Vorschläge machen müsse.

    Hier weiterlesen:
    http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/europa/europastaaten/550080_Beppe-Grillo-schlaegt-um-sich.html

    Bruneck, 31.05.2013

    Hubert von Wenzl

  2. hubertvonwenzl sagt:

    Grillo musste bei den vergangenen Teilkommunalwahlen schwere Verluste hinnehmen. Das verwundert mich nicht besonders. Man kann nicht mit Schimpfkanonaden und Anti-Politik, Politik machen und mit immer NEIN sagen. Nur wenn er eine Koalition mit dem PD (nicht mit Berlusconi) eingegangen wäre, hätte er mitgestalten können und sicher einige ihm am Herzen liegende Dinge durchsetzen können.

    Mit seinem autoritärem Gehabe treibt er seine Bewegung zu einer Spaltung. Nicht alle wollen sich den autoritären Führungsstil gefallen lassen und nicht alle sind damit einverstanden wenn man immer nur Nein sagt.

    Was soll das zum Beispiel wenn man andere Politiker nur beleidigt oder sich über „Alte“ lustig macht? Ohne konstruktiven Ansatz kann man keine gute Politik im Interesse der Menschen machen.
    Dass in Italien mit der Politiker-Kaste vieles im Argen liegt, wissen wir alle. Aber so nicht Herr „Starkomiker“ Grillo!

    Der Standard schreibt:

    Regionalwahl in Italien: Rückenwind für Letta, Verluste für Grillo

    […]
    „Schwere Verluste für Grillo

    Beppe Grillos Fünf-Sterne-Bewegung musste bei der Teilkommunalwahl einen klaren Stimmenverlust hinnehmen. Nicht nur in Rom, auch in mehreren am Wahlkampf beteiligten Städten schnitten die Grillo-Anhänger unter den Erwartungen ab. In keiner der 15 größeren am Wahlgang beteiligten Städte schafften Grillos Kandidaten den Einzug in die Stichwahl.“

    http://derstandard.at/1369361854341/Regionalwahlen-in-Italien-Rueckenwind-fuer-Letta-Verluste-fuer-Grillo

    Hubert von Wenzl – Bruneck

  3. forumonline sagt:

    salto.bz : VON GERHARD MUMELTER AUS ROM

    Das Postenkarussell der Kaste

    Während der Partito Democratico auf den politischen Selbstmord zusteuert, reibt sich Silvio Berlusconi die Hände. Er zieht im Hintergrund die Fäden und zwingt die Regierung dazu, seine Wahlversprechen zu erfüllen. Von Gerhard Mumelter
    ITALIEN, 10.05.2013, 28 +1 -1
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    In Rom, wo demnächst ein neuer Bürgermeister gewählt wird, verkünden tausende Plakate die Verwirklichung von Berlusconis Wahlversprechen:“ IMU abolita“. Daß die ungeliebte Immobiliensteuer noch gar nicht abgeschafft ist, gehört zu den Nebensächlichkeiten, die den Cavaliere noch nie interessiert haben. Für den 76-jährigen könnte es kaum optimaler laufen. In den Umfragen liegt sein Rechtsbündnis mit 33 Prozent klar in Führung. Ohne ihr selbst anzugehören, bestimmt Berlusconi den Kurs der von ihm gewünschten Koalition. Das jüngste Urteil nimmt er zum Anlass, sich einmal mehr als Justizopfer darzustellen. Doch die Töne sind eher gedämpft. Seit Berlusconi dem Scharfmacher Niccoló Ghedini mit dem bekannten Strafverteidiger Franco Coppi einen politisch unverdächtigen Anwalt zur Seite gestellt hat, scheint er um Schärfung seines institutionellen Profils bemüht. Er bellt, aber er beißt nicht. Ist darauf bedacht, die Regierung nicht zu gefährden. Der Aufhebung des jüngsten Urteils durch das Kassationsgericht kann er zuversichtlich entgegenblicken, nachdem vor wenigen Tagen der dem Rechtsbündnis nahestehende Richter Giorgio Santacroce zum Präsidenten bestellt wurde.

    Rückkehr der Dinosaurier
    Indessen kehrt die alte Kaste unbekümmert zurück. Bei der Bestellung der 30 Kommissionspräsidenten in Kammer und Senat hievte der PDL eine ganze Reihe politischer Dinosaurier in einflußreiche Posten. Fabrizio Cicchitto, seit 37 Jahren in der Politik und ehemaliges Mitglied der Geheimloge P2, leitet den außenpolitischen Ausschuß der Kammer. Im Senat geht der Vorsitz an Pier Ferdinando Casini, der damit für seine Wahlniederlage belohnt wird. Der langjährige lombardische Präsident Roberto Formigoni, gegen den ein Gerichtsverfahren wegen Korruption läuft, wurde mit dem Vorsitz der Agrarkommission belohnt. Kompetenz ist Nebensache. Ex-Landwirtschaftminister Giancarlo Galan wird Präsident der Kulturkommission. Der Ausschuss, der über die Aufhebung der Immunität entscheidet, wurde Ignazio La Russa anvertraut. Francesco Nitto Palma schaffte die Wahl zum Präsidenten der Justizkommission auch ohne die Stimmen des frustrierten Partito Democratico. Da kann es kaum verwundern, daß die neue Regierung, die zehn Tage nach ihrer Vereidigung noch keine einzige Maßnahme genehmigt hat, sich zur Klausur in die toskanische Abtei Spineto zurückzieht.

    ITALIEN, 10.05.2013,