Grüne zu Müllofen: Zu groß, zu heiß, zu teuer

Mit großer politischer Präsenz wurde heute die Inbetriebnahme des Müllverbrennungsofen in Bozen Süd begangen. Zu feiern gibt es allerdings wenig. Positiv ist höchstens die Tatsache, dass der neue Ofen mit moderner Technologie ausgestattet ist und folglich weniger Schadtstoffe ausstoßen müsste als der alte. Zu den Feinstäuben allerdings weiß man immer noch zu wenig, um sorgenfrei auch auf den neuen Ofen zu blicken. Die Verdoppelung der Baukosten erheitert ebensowenig.

Die schlechte Nachricht aber ist vor allem: Die neue Anlage ist viel zu groß gebaut worden. Auf 135.000 t angelegt (das sind ca. 15 Tonnen pro Stunde!), reicht die derzeitige Restmüll-„Produktion“ im Lande (etwa 100.000 t) nicht aus, um den Ofen zu füttern. Dazu kommt, dass Bozen, wo immerhin 1/5 der Südtiroler Bevölkerung lebt, in diesen Tagen das neue Restmüll-Sammelsystem in Betrieb nimmt, mit dem die Restmüllmenge weiter gesenkt werden soll.

Die Frage bleibt also offen: Was also wird im Verbrennungsofen verheizt werden?

Weiteres Problem ist das nicht fertig gestellte (oder besser: gar nicht wirklich begonnene) Fernwärmenetz. Bisher werden nur die Stadtviertel casanova, Semirurali und Industriezone mit Fernwärme versorgt, nicht einmal das Krankenhaus konnte bisher angeschlossen werden. Die Wärme der Anlage wird also noch jahrelang über den Kamin verpuffen.

Der größte Makel liegt jedoch in der falschen Müllpolitik, die dahinter steckt. Orientiert man sich derzeit auf europäischer Ebene in Richtung „Null-Abfall-Strategie“ (s. auch der von uns unterstützte Gesetzesentwurf in Italien „Rifiuti Zero“), so geht der neue große Müllverbrennungsofen in die völlig entgegengesetzte Richtung. Wo Müll verbrannt wird, ist die Motivation zum Mülltrennen stets gering.

Dabei gäbe es eine Alternative. Diese wäre ein zukunftsweisendes Müllkonzept, das überall das Verursacherprinzip anwendet, das Betriebe und Initiativen, die sich der Wiederverwertung und dem Recykling verschreiben, besonders fördert und auf Gemeindeebene geringe Restmüllmengen vorantreibt – also eine Müllpolitik, die eines Landes Südtirol würdig wäre, das sich stets gern „grün“ nennt.

Brigitte Foppa

24.07.2013

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