Erlebnisbericht über eine Fahrt mit dem Schnellbus Lienz-Innsbruck

Sehr geehrte Frau Felipe! (LHStv. von Tirol, Landhaus 6020 I n n s b r u c k)

Am Donnerstag. dem 2. Jänner d. J., wollten mein Mann und ich um 10.45 Uhr den sehr beworbenen Doppeldeckerbus durch das Pustertal nach Innsbruck benützen, um unsere kleine Enkelin zu ihrer Familie zurückzubringen.

l. Überraschung: Kein Doppeldeckerbus (ihm war der Keilriemen gerissen). sondern ”der Ötztaler” aus Sölden (Kennzeichen: IM OVG 11).

2. Der sehr enge und steile Aufstieg zu dem erhöhten Passagierraum des ”Ötztalers” war für mich (74 Jahre, 2 Hüftgelenksprothesen) nur sehr schwer zu bewältigen. Ist so eine Sonderausführung von Bus überhaupt für den Linienverkehr zugelassen?

3. Die Toilette war versperrt. Der befragte Chauffeur erklärte mir, dass sie in diesem Bus im Winter nicht benützt werden könne, weil es bei diesem Clo-Modell nicht möglich wäre, dem Tankwasser ein Frostschutzmittel beizumengen. Er bat alle Passagiere, noch am Bahnhof Lienz auf die Toilette zu gehen und bot zu diesem Zwecke die nötigen 50-Cent- Münzen an. Als mein Mann dann von mir erfuhr, dass die WC-Anlage nicht funktioniere, verzichtete er auf die Reise in die Landeshauptstadt.

4. Vor der Einfahrt in den langen Umfahrungstunnel bei Bruneck begann ein Mega-Stau. Weil jeder Fahrer annahm, dass es bald weitergehen würde und den Motor laufen ließ war das Atmen im Tunnel wegen der Abgase bald unerträglich. Endlich dem Tunnel entronnen, aber noch für gut 1 1/2   Stunden im Stau – weitaus mehr stehend als fahrend – sahen wir in kurzen Abständen 3 Garnituren der modernen Pustertal-Züge an uns vorbei Richtung Westen fahren. Für die von Ihnen und anderen Entscheidungsträgern so gepriesene Umstellung der Bahnverbindung Lienz – Innsbruck auf Busverkehr, drängte sich mir spontan die Bezeichnung ”Schildbürgerstreich” auf.

5,  Da sich der Drang zur Benützung einer Toilette beim Großteil der Reisenden nicht mehr unterdrücken ließ war der Chauffeur bereit, das Clo aufzusperren und ohne Wasserspülung benützen zu lassen. Leider aber ”ging ein Schieber nicht weiter”, also keine Benützung! Erst in Kiens – immer noch im Stau – konnten wir zu einer Tankstelle fahren, wo alle Passagiere die Toilette stürmten.

Der Stau dauerte bis zur Auffahrt auf die Autobahn. Statt um 13.48 kam der Bus um ca. 15.43 in Innsbruck an. Dieser ”Schnellbus” hatte also 5 Stunden gebraucht. Der Chauffeur entschuldigte sich bei jedem Passagier. Er war um die ihm Anvertrauten wirklich sehr bemüht gewesen. Die Umstände – die nicht benutzbare Toilette, den unvermeidlichen Stau auf einer derart stark befahrenen, großteils schmalen und sehr kurvenreichen Route – hatte er nicht beeinflussen können.

Sehr geehrte Frau Felipe, ich habe hier einen großen Bekanntenkreis, natürlich großteils Leute meiner Generation, alle diese Großeltern haben Kinder und Enkelkinder in Innsbruck. Sie selbst werden aus Ihrer Altersgruppe sicherlich wissen, wie wichtig Unterstützung und häufige Anwesenheit der Großeltern für junge, berufstätige Mütter ist. Ganz abgesehen davon, dass gerade für ältere Leute die medizinische Versorgung immer wieder Fahrten nach Innsbruck nötig macht. Die von einer funktionierenden. einigermaßen bequemen, Verbindung nach Innsbruck abhängigen Mütter mit Sack und Pack und mit kleinen Kindern, die vielen Studenten und Pendler können Sie sich sicherlich vorstellen.

Unsere Volksvertreter im Innsbrucker Landhaus werden doch diesem östlichen Restchen Tirol eine vernünftige, durchgehende Bahnverbindung in die Landeshauptstadt gönnen und organisieren können.

Vor der Wahl zum Tiroler Landtag hat ein Glaubensgrundsatz der Grünen gelautet: Schiene vor Straße.

 

Mit freundlichen Grüßen,

Friederike D r a x l, 9900 Lienz                                                                                                                                                                                                                                                                                           6. Jänner 2014

Durchschriflich an:

DI Mag. Jörg Angerer, Geschäftsführer des VVT Sterzingerstraße 3, 6020 Innsbruck

 

 

 

 

 

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2 Antworten auf Erlebnisbericht über eine Fahrt mit dem Schnellbus Lienz-Innsbruck

  1. forumonline sagt:

    An
    Georg Willi
    Landessprecher der Tiroler Grünen
    Museumsstraße 11
    6020 Innsbruck

    Betrifft: „Felipes Dreamliner“

    Sehr geehrter Herr Willi!
    Am 17. April 2013 präsentierten Sie gemeinsam mir Herrn Haidenberger hier in Lienz einen „grünen Fahrplan“, in dem die Korridorzüge in den Pustertaltakt integriert wurden. „Um dies Wirklichkeit werden zu lassen, braucht man das Fahrgerüst nur unwesentlich verändern“, erklärten Sie. Das Ergebnis wäre ein „Quantensprung“ im öffentlichen Verkehr. „Dadurch erhält man eine durchgehende Tagesrandverbindung zwischen Innsbruck und Lienz, dann einen Zweistundentakt zwischen Innsbruck und Lienz mit Umsteigen in Franzensfeste, und einen Stundentakt zwischen Franzensfeste und Lienz zur besseren Verbindung zwischen Ost- und Südtirol“, so Ihre Aussage.
    Damit dies auch umgesetzt wird, wollen die Grünen nach der Landtagswahl am 28. April das dafür verantwortliche Ressort einnehmen. „Und zwar deshalb, weil wir dafür einfach die kompetenteste Partei sind“, waren Sie überzeugt. Andernfalls würde das Problem wieder für längere Zeit nicht gelöst werden.
    Anmerkung: Es ist kaum zu glauben, dass von Lienz nach Villach/Klagenfurt und retour täglich 18 Züge verkehren, von Montag bis Samstag 10 und von Montag bis Freitag 5 (laut Auskunft Bahnhof Lienz). Lienz nach Innsbruck retour heute 0 Zug!
    Zum grünen „Quantensprung“: Am 19. Juli 2013 offenbarte sich bei der Pressekonferenz im Lienzer Café Pur das verkehrspolitische Dilemma der Umweltpartei in der Tiroler Koalitionsregierung. Man habe von der Stornierung der Trasse während der Koalitionsverhandlung nichts gewusst, betonte Willi, und der Direktzug sei explizit auch nicht Thema der Verhandlungen gewesen, sondern lediglich öffentliche Verkehrsmittel in hoher Qualität. „Aus unserer Sicht war das ein Zug“, so Willi (Bericht Gerhard Pirker, 19.Juli 2013 – dolomitenstadt.at):
    Von den Schwarzen übers Ohr gehauen, an der Nase herumgeführt, über den Tisch gezogen – hinein in die „gemeinsame“ Regierung. LHStv. Felipe: „Wir diskutieren hart, aber fair“ (Tiroler Tageszeitung, 3. Jänner 2014). Und weiter: „Ich bin in der Regierung noch grüner geworden“ – Welch ein Segen für das Land Tirol! Was wurde aus diesem „großen, qualitativen Sprung“: Leider ein ökologisches und soziales Desaster, wenn man den Glaubenssatz der Grünen „Schiene vor Straße“ bedenkt. Der „Sprung“ bedeutet Luxusdoppeldeckerbus, ein sogenannter „Dreamliner“ (©VVT Angerer 2013)
    Den Erlebnisbericht meiner Frau über eine Fahrt am 2. Jänner lege ich bei: Keilriemen des Doppelstockbusses gerissen, Ersatzbus unzumutbar, WC nicht benützbar, Stau von Bruneck bis zur Autobahn, Fahrzeit fünf Stunden (Viel „Pech“ an einem Tag für den VVT ). – Ich erspare mir einen Vergleich mit der Schiene. Notabene: Auf der Pustertalstraße kann das ganze Jahr über irgendwann un irgendwo ein großer oder kleiner Stau entstehen, wie ja allgemein bekannt ist.
    Apropos: Ich finde es komisch, das ein „Ötztaler“ aus Sölden, ein Autobus des größten Busunternehmens Westtirols, Bewohner Osttirols als quasi öffentliches Verkehrsmittel in die Landeshauptstadt transportiert. Der VVT als ideelles (werbliches) Bindemittel zwischen den Landesteilen Ost und West? – „Für Osttirol nur das Beste“ (VVT Angerer, 18.11.2013)
    Wer ist für den Verkehr in Tirol verantwortlich? – Es ist nicht mehr der schwarze Herr ÖR Steixner, sondern die grüne Frau LHStv. Felipe, die Tirol als „Öffi-Land (© Felipe 18.11.2013) etablieren will. – Wie heißt doch das EU-weit gültige Dogma der Grünen, das vor der Wahl zum Tiroler Landtag auch von den Grünen hierzulande allgemein anerkannt und verteidigt worden war: Schiene vor Straße oder Bahn vor Bus.

    Mit freundlichen Grüßen
    Anton Draxl

  2. Paul Aigner sagt:

    Sehr geehrte Frau Draxl,

    vielen Dank für Ihre Beschwerde, die Sie richtigerweise auch schon in Durchschrift an den VVT adressiert haben, der für die Durchführung der Fahrten zuständig und verantwortlich ist. Rückmeldungen wie die Ihre sind wichtig, damit wir den öffentlichen Verkehr gut organisieren und solche Vorfälle weitestgehend verhindern können. Ich kann Ihnen versichern, dass Ingrid Felipe gemeinsam mit den Südtiroler und Trentiner Nachbarn bemüht ist, den grenzübergreifenden Verkehr auf neue Beine zu stellen. Teil dieses Vertrags ist auch die Zusicherung, den Direktzug nach Möglichkeit mit dem nächsten Fahrplanwechsel wieder einzuführen.

    http://www.ingridfelipe.at/2013/10/der-vertrag-ist-unterzeichnet.html

    Herzliche Grüße
    Paul Aigner, Pressesprecher Büro LH-Stv.in Felipe