Ärztearbeitskreis aus BaWü kritisiert Einführung von Tablets und WLAN an Schulen

Offener Brief an Sozialministerin Altpeter und Kultusminister Stoch

Der „Ärztearbeitskreis Digitale Medien Stuttgart“, dem 20 Mediziner aus Baden-Württem­berg angehören, kritisiert die Einführung von Tablets, Smartphones und WLAN als Unterrichtsmedien an Schulen. Dies sei eine unkritische Übernahme eines Fortschritts – Hypes. In einem „Offenen Brief“ bemängeln die Mediziner, dass die aus der Wissenschaft und Medizin vorgebrachten Bedenken zur Nutzung digitaler Medien in den Schulen nicht beachtet würden.

Die von dem Ulmer Psychiater und Gehirnforscher Prof. Manfred Spitzer nachgewiesenen negativen Folgen für die Gehirn – und Lernentwicklung würden sich in ihrer ärztlichen Praxis bestätigen. Die Ärzte schreiben:

„Die Korrelation des Anstiegs von Überforderung, Kopfschmerzen, ADHS und psychischen Erkrankungen mit der wachsenden Nutzung der digitalen Medien ist besorgniserregend. Spitzer weist nach, dass die digitalen Medien – zu früh und unkritisch eingesetzt – das Lernen behindern und zur „digitalen Demenz“ führen können.“

Die Ärzte kritisieren weiter, dass keine Veröffentlichung der Landesregierung vorliege, die sich mit den Argumenten von Prof. Spitzer auseinandersetze.

Aus ärztlicher Sicht besonders besorgniserregend sei auch die Strahlenbelastung durch die nichtionisierende Strahlung der WLAN – Frequenz. Nach dem Stand der Wissenschaft sei deren Gesundheits­schädlich­keit eindeutig. Erkenntnisse aus mehr als 40 in seriösen Fachzeitschriften veröffentlichten Arbei­­­ten lägen vor, die nachweisen, dass die Belastung zu Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen, ADHS, Spermien­­­schädigungen bis hin zu DNA-Strangbrüchen und damit zu Krebs führen kann. Die Hersteller selbst, ebenso wie das Bundesamt für Strahlenschutz, warnten bereits vor einer körpernahen Nutzung der Geräte und fordern die Einhaltung von Mindestabständen.

Auch die Datenschutzfrage, so wird kritisiert, werde nicht beachtet. Der Datenstrom aus den Smartphones und Tablets bestehe aus sensiblen Informationen, z.B. Beurteilungen, Noten, Meinungs­äußerungen und sei zum Abhören und Sammeln für kommerzielle Datenagenturen aber auch für kriminellen Missbrauch frei. Vor der Klärung des Datenschutzes könnten diese Geräte nicht eingesetzt werden.

Der Arbeitskreis fordert die Landesregierung auf, an den Schulen die Empfehlung auszusprechen, digitale Medien verkabelt zu nutzen und Projekte an Schulen für alternative optische Kommunikationstechno­logien zu fördern. Der Ärztearbeitskreis will mit seinem Offenen Brief ein Nachdenken einleiten und schreibt:

„Wir bitten Sie deshalb um konkrete Antworten auf die …Fragen und dabei davon abzusehen, uns mit vorgefertigten Textbausteinen des Bundesamtes für Strahlenschutz zu antworten. Wir erwarten eine eigene Position Ihres Hauses und der grün-roten Landesregierung.“

15.10.2014

Pressemitteilung ausführlich (PDF)

Offener Brief Ärzte Baden Württemberg (PDF)

Dieser Beitrag wurde unter Pressemitteilungen abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.