Südtiroler Landtag: Anhörung Mobilfunk, 29.04.2015

Verbraucherzentrale Südtirol fordert nach der Anhörung ein Moratorium für die Einführung von WLAN an Schulen und in öffentlichen Einrichtungen

Als erste Region in Italien führte der Südtiroler Landtag eine Anhörung zu allen Aspekten des Mobilfunks durch. Dazu waren Experten aus Italien, Österreich und Deutschland eingeladen, 22 Abgeordnete waren anwesend. Auf Vorschlag der Verbraucherzentrale Bozen wurden eingeladen:

  • Dr. Florenzo Marinelli ( Staatl. Forschungsinstitut CNR, Biologische Auswirkungen),
  • Prof. Michael Kundi (Med. Uni Wien, Stand der med. Forschung zur Krebsgefahr),
  • Dr.Ing. Martin Virnich (Technische Aspekte, Strahlenbelastung),
  • RA Stefano Bertone ( Juristische Aspekte, Vorsorgeprinzip),
  • Peter Hensinger (Diagnose-Funk e.V., Pädagogische Aspekte digitaler Medien).

Wir veröffentlichen zwei der Vorträge:

Peter Hensinger: Digital und kabellos lernen – Faszination mit Nebenwirkungen. Aufwach(s)en im Umgang mit digitalen Medien.
Peter Hensinger fasst die pädagogische Diskussion über die Einführung digitaler Medien anhand der aktuellen kritischen Literatur zusammen und entwickelt daraus 6 Thesen als Handlungsoptionen für die Bildungspolitik. ->Vortrag Hensinger (PDF, 518 KB)

Dr.-Ing. Martin H. Virnich: Technische Aspekte der Mobilfunktechnologien
M. Virnich gibt einen hervorragenden Überblick über die Technik, die wirklichen Stärken der Stahlungsbelastung, die durch den Antennengewinn erzielt werden, z.B. bei UMTS bis zu 40.000 Watt (Peak) (S.4), diskutiert die Bedeutung der Nebenkeulen und schlussfolgert u.a.: „Diese Ergebnisse widerlegen eindeutig die oft zu hörende Behauptung, die Mobilfunkantenne müsse gerade auf der Schule, dem Kindergarten usw. montiert werden, da ja „unter der Antenne nichts ist“. Solche Äußerungen zeugen von der Unkenntnis des Einflusses der Nebenzipfel im nahen Umfeld der Antenne.“ (S.6) Ausführlich wird anhand von Messungen auf die rasant steigende Belastung durch Smartphones eingegangen. -> Vortrag Virnich (PDF 1,35 MB)

Die gesamte Anhörung wurde als Video aufgenommen:
http://www.landtag-bz.org/de/datenbanken-sammlungen/videos.asp

Am Tag nach der Anhörung forderte die Verbraucherzentrale Südtirol einen Stopp der Einführung von WLAN an Schulen:

„Bozen, 04.05.2015: VZS, Bürgerwelle* und Dachverband für Natur und Umweltschutz verlangen Moratorium für WLAN in öffentlichen Räumen

Schulen, Krankenhäuser und Altersheime sollen Alternativen einsetzen
Bei der Gesundheit Vorsorge- statt Nachsorge-Prinzip anwenden

Die Anhörung zum Thema Mobilfunk im Südtiroler Landtag vor wenigen Tagen hat noch einmal kräftig untermauert, wie wichtig und dringend die Anwendung des Vorsorgeprinzips angesichts der aktuellen Datenlage geworden ist. Im Landtag haben 14 Experten aus dem In- und Ausland die Landtagsabgeordneten über 4 wichtige Aspekte der drahtlosen Kommunikation informiert: den technischen, den gesundheitlichen, den pädagogischen sowie den juridischen Aspekt …
Verbraucherzentrale, Bürgerwelle sowie Dachverband für Natur- und Umweltschutz sehen sich nach dieser Anhörung in der Pflicht, die sofortige Anwendung des Vorsorgeprinzips und ein MORATORIUM zur Einführung und zum Betrieb von bestehenden WLAN-Anlagen in den Räumen von Schulhäusern, Landeseinrichtungen, Krankenhäusern und Altersheimen zu fordern.

Wie Prof. Kundi (Medizinische Universität Wien) und Dr. Marinelli (CNR Bologna) vorgetragen haben, besteht in der Wissenschaft auch eine bedeutende Evidenz für Krebsgefahr durch die Nutzung von Smartphones, Tablets und WLAN. Die öffentliche Hand muss dies in ihrer Verantwortung für den Gesundheitsschutz in Südtirol beachten und sich nicht nur neutral verhalten, sondern auch aktiv für diesen Schutz intervenieren – wie übrigens RA Dr. Bertone (Kanzlei Ambrosio & Commodo Turin) untermauert hat.

Bisher wurde vor allem an Schulen die WLAN-Vernetzung vorangetrieben, in der Überzeugung, dass es sich um eine didaktische Notwendigkeit handele. Peter Hensinger (Verbraucherorganisation Diagnose- Funk) konnte jedoch auch diesbezüglich in Anlehnung an die wissenschaftlichen Arbeiten von den Neurobiologen Prof. Spitzer und Dr. Lembke argumentieren, dass die Schule vor allem für eine Erziehung zur Medienmündigkeit antreten sollte. Wo es Sinn macht, kann die Arbeit mit digitalen Medien mittels verkabelten Geräten oder aber über innovative Technologien ermöglicht werden, wie die VLC (visible light communication)…

Auch an Krankenhäusern bestehen (z.B. in der Geburtenabteilung in Meran) WLAN-Netze, meist für die Unterhaltung der Patienten. Im Rahmen des Moratoriums und vor dem Hintergrund des Vorsorgeprinzips sind solche Anwendungen nicht weiter zu tolerieren.

Die Landesregierung wird ersucht, mit Verbraucherzentrale, Bürgerwelle und Dachverband enger zusammenzuarbeiten und gefährliche Kommunikationstechnologien nicht anzuwenden, bzw. nicht weiter zu forcieren, bis die Beweise deren Ungefährlichkeit nicht erbracht wird. Harmlose, effiziente Alternativen sind da und müssen beachtet werden.“

 

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Eine Antwort auf Südtiroler Landtag: Anhörung Mobilfunk, 29.04.2015

  1. Spatenpauli sagt:

    Merkt Ihr eigentlich noch etwas? Ihr werdet für dumm verkauft!
    http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?mode=thread&id=59870#p59950