TZ zu neuer Gadertaleinfahrt/Klosterwald:  Sonnenburger Monster

In einem Jahr sollen die Bauarbeiten an der neuen Einfahrt in das Gadertal beginnen. An der Sinnhaftigkeit dieses Projektes bestehen nach wie vor Zweifel.

von Silke Hinterwaldner

Vor fünf Jahren war der Tunnel unter der Sonnenburg fertiggestellt worden – und heute kann sich kaum jemand mehr daran erinnern, wie man vorher um den Sonnenberg herumfahren musste.

Die Untertunnelung der Sonnenburg war nur ein erster kleinerer Teil in einem größeren Plan. Derzeit wird die Ausschreibung vorbereitet, dann werden die Arbeiten vergeben, um nächstes Jahr mit den Arbeiten am zweiten Baulos an der Gadertaler Einfahrt beginnen zu können. Die Umsetzung der so genannten Klosterwald-Variante wird sagenhafte 73,3 Millionen Euro kosten, darin enthalten sind der Bau einer Brücke und ein Tunnel bei Pflaurenz (siehe nebenstehenden Kasten). „Wenn alles nach Plan läuft“, sagt Gernot Nicolussi-Leck, Direktor im Amt für Straßenbau Nord-Ost, „können wir bereits im Frühjahr 2017 mit den Arbeiten starten. Aber es gibt noch sehr viele Unbekannte, weshalb der Start der Bauarbeiten sich auch noch um einige Monate verzögern könnte.“

Wie sinnvoll aber ist dieses teure Straßenbauprojekt? Daniel Alfreider, SVP-Abgeordneter in Rom und selbst Gadertaler, ließ wissen: „Das bedeutet eine wesentliche Aufwertung für das gesamte Pustertal und bringt eine einschneidende Verkehrserleichterung.“

Nicht alle sind seiner Meinung. „Es ist nicht immer ein Schaden, wenn sich Planung und Umsetzung eines Projekts in die Länge ziehen“, sagt Hanspeter Niederkofler, „oftmals ergibt sich die Gelegenheit, das Ganze zu überdenken und eine bessere Lösung zu finden.

Auf das Projekt der Gadertaler Ausfahrt  trifft das leider nicht zu.“ Es seien  zwar mehr als zehn Jahre vergangen, seit es das erste Mal vorgelegt wurde, von einem Überdenken gebe es aber keine Spur. Der Grüne Gemeinderat aus Bruneck kommt zum Schluss: „Es bleibt dasselbe Monster mit Tunnel, Brücke und zwei überzogenen Kreuzungsbauten.“

Im Durchschnitt kommen hier derzeit täglich 7.500 Fahrzeuge vorbei. Mal mehr, mal weniger. Das hängt vor allem mit der touristischen Hochsaison zusammen. Probleme, sagt Niederkofler, gebe es hier nur beim Urlauberwechsel. Und: „An den kritischen Tagen ist schon die Autobahn überfüllt – kein Bauwerk im Pustertal kann da irgend etwas bewirken.“ Im Gegensatz dazu sei allerdings der Eingriff in die Landschaft schmerzhaft. Niederkofler: „Warum ein solches Projekt prioritär und eine solche Unsumme wert sein soll, ist und bleibt ein Rätsel.“ Auch wenn allerorts von Sparzwängen die Rede sei – hier habe man offenbar immer noch Geld genug zum Vergraben.

 

 

 

DAS PROJEKT

Das Baulos Klosterwald betrifft die Trasse von der Kniepasskurve bis zum Sonnenburgtunnel und den Anschluss in das Gadertal mit dem Tunnel unter dem Pflaurenzer Kopf.

Es beinhaltet den Ausbau der Straße von der Gemeindegrenze Kiens bis zur neuen Einfahrt ins Gadertal, eine neue Kreuzung Gadertal-Pustertal und eine neue Einfahrt ins Gadertal (Rienzbrücke und Tunnel Pflaurenz).

Die neue Einfahrt in das Gadertal wird rund  400 Meter (Korrektur Walter Harpf: 200m!) vor dem neuen Sonnenburgtunnel gebaut und die bergseitigen Aus- und Einfahrtsrampen kommen hinter einem Geländerücken zu liegen und durchschneiden so nicht das Landschaftsbild. Die Zufahrt ins Gadertal ist im Gelände abgesenkt und überquert mit einer Brücke den Kniepassstausee und dann den Klosterwald bis zur Eisenbahnlinie, um nachher in den bergmännisch ausgeführten Tunnel ins Gadertal zu münden. Der Tunnel unterquert den Pflaurenzer Kopf und die Straßentrasse schließt dann südlich an die bestehende Gadertaler Straße an.

Dieser Beitrag wurde unter Artikel, Pustertal veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.