Umkämpftes Schloss

Neue Südtiroler Tageszeitung, 09.09.2010

Vom Bürgermeister bis zum Bischof: Die Heimatpfleger suchen Verbündete in ihrem Kampf für Schloss Ehrenburg. Das Land soll kaufen und das Kulturdenkmal keinem privaten Unternehmer überlassen.

von Silke Hinterwaldner

„Kein Kommentar.“ Ingomar Gatterer ist auf das Thema nicht gut zu sprechen. Seit der Pfalzner Busunternehmer und SVP-Ortsobmann den Vorvertrag mit Erich Graf Künigl abgeschlossen hat, muss er sich allerhand anhören. Ob er denn das Schloss überhaupt noch haben will? Kein Kommentar.
Die Grafen Künigl hatten ihr Schloss Ehrenburg zum Verkauf angeboten, um Erbstreitigkeiten beilegen zu können. Das Land hat ein Vorkaufsrecht auf den kulturhistorisch wertvollen Ansitz, aber Landeshauptmann Luis Durnwalder hat ohne große Diskussion wissen lassen, dass das Land das Schloss nicht kaufen werde – zu teuer, keine Zweckbestimmung, kein Interesse.
Noch gestern früh hat Reinhard Niederkofler, Bürgermeister von Kiens, das Gespräch mit dem Landeshauptmann gesucht und wohl gehofft, ihn umstimmen zu können. Aber ohne großen Erfolg. Später haben sich die Heimatpfleger nahe dem Schloss getroffen, um ihren Standpunkt deutlich zu machen. „Wir geben so schnell nicht auf“, sagt Bezirksobfrau Claudia Plaikner, „aber was können wir tun? Wir können nur unser Bedauern ausdrücken und weiter darauf drängen, dass Schloss Ehrenburg in Besitz des Landes kommt.“
Um ihr Anliegen voranzubringen haben die Heimatpfleger noch gewichtigen Unterstützern gesucht. Leo Andergassen, Direktor der Abteilung Denkmalpflege, erklärt: „Die Geschichte von Schloss Ehrenburg ist eng mit jener des Landes Tirol verwoben, in seiner Bauform und Ausstattung gibt es zahlreiche Bezüge zur gehobenen Wohnkultur, die mit jener in der Brixner Hofburg und in Schloss Wolfsthurn vergleichbar ist.“ Und: „Die Diskussion um Ehrenburg macht uns den Wert unserer Kulturgüter deutlich, den zu unterstreichen wir alle verpflichtet sind.“ Auch Bischof Karl Golser hat den Heimatpflegern eine Botschaft überbracht: „Ich unterstütze alle Bemühungen, um das Schloss Ehrenburg unserem Land zu erhalten, damit das Schloss weiterhin der Öffentlichkeit zugänglich bleibt und für verschiedene kulturelle Zwecke benützt werden kann.“
Johann Kronbichler, Kunsthistoriker und Direktor des Diözesanmuseums in Brixen, ist gestern gar nach Ehrenburg gekommen, um zu erklären: „Es ist bedauerlich, dass solche Tradition irgendwann zu Ende geht und das Schloss verkauft wird. Mein Wunschkäufer wäre freilich das Land gewesen, weil damit gewisse Unsicherheitsfaktoren ausgeschlossen werden können.“ Der Museumsdirektor hätte keine Schwierigkeit, eine Außenstelle zu „bespielen“, aber die Kurie wird sich bestimmt nicht aufdrängen.
„Schloss Ehrenburg anzukaufen“, betonen die beiden Heimatpflergerinnen Claudia Plaikner und Margit Niedermair Steinhauser, „sollte für das Land eine selbstverständliche kulturelle Verpflichtung sein. Die Summe von sechs Millionen Euro wird bei einem Haushalt von 5,4 Milliarden Euro durch Umschichtungen zu erbringen sein.“ Sie haben denn auch eine ganze Reihe von Vorschlägen unterbreitet, wie man das Schloss in Besitz des Landes nutzen könnte: ein Museum für Tiroler Adelskultur, eine Ergänzung zum Diözesanmuseum in Brixen, ein Kulturzentrum mit Veranstaltungen verschiedener Größenordnung.
Auch wenn Ingomar Gatterer erklärt, er wolle das Schloss der Öffentlichkeit zugänglich lassen – das reicht den Heimatpflegern nicht. „Denn“, sagt Plaikner, „man kann keinem Privaten vorschreiben, dass er das Schloss dem Publikum offen halten muss.“

„Ich unterstütze alle Bemühungen, um das Schloss Ehrenburg unserem Land zu erhalten, damit das Schloss weiterhin der Öffentlichkeit zugänglich bleibt und für verschiedene kulturelle Zwecke benützt werden kann.“
Bischof Karl Golser
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