PPP zu Riggertalschleife (Antwort an Herrn Wächter)

Sehr geehrte Damen und Herren,

Der Bürgermeister von Franzensfeste benötigt Ihre Unterstützung.

Die Riggertalschleife ist gut, aber man kann das Pustertal und obere Eisacktal nicht

vom Fernverkehr abhängen.

Mit freundlichem Gruß

Willi Wächter, PRO BAHN Deutschland

 

 

                    Pustertal und Brixen ohne Fernverkehrszüge

– Die Planungen zur Riggertalschleife bedürfen der Ergänzung-

Franzensfeste/Pustertal/Brixen. Der Fahrgastverband PRO BAHN aus Deutschland hat in den den letzten Jahren den Zugverkehr insbesondere im Pustertal kritisch begleitet und auch konstruktive Vorschläge gemacht. In einer neuerlichen Aussendung setzt sich PRO BAHN- Sprecher Willi Wächter mit der Riggertalschleife und mit neuerlichen Vorschlägen auseinander.

Die Planungen zum Halbstundentakt der Züge zwischen Mals, Meran, Bozen, Brenner und Bruneck haben für den Alpenraum einen besonderen Vorzeigecharakter.

Die Betrachtung auschließlich auf den Nahverkehr greift allerdings zu kurz. Wenn man den  Modal-Split zu Gunsten der Schiene verlagern will, muß man sehen, dass sich neben dem Regionalverkehr unendliche Urlauberschlangen durch die Täler Südtirols quälen. Da zu großen Teilen der Bettenwechsel immer noch am Wochenende stattfindet, verstopfen inbesondere dann deutsche Autos die Autostrada und Staatsstraßen. Das ist eindeutliches Zeichen: „Regionalverkehr kann man nicht vom Schienenfernverkehr trennen, das sollte der Leiter des Amtes für Mobilität, Günther Burger, erkennen“, sagt Wächter. Um Urlaubsgäste zu motivieren, mit der Bahn anzureisen, sind attraktive Bahnverbindungen notwendig.

Der Tourismus ist schließlich ein starker Motor Südtirols.

Ein Blick auf die Nachbarstaaten zeigt, Hochgeschwindigkeitszüge halten nur in Ballungszentren

und in großen Städten, folglich ist die Annahme richtig, ein ICE, Thalis, Rail Jet oder Freccia Rossa werden im Regelverkehr nicht in Franzensfeste halten. In den Randlagen könnten jedoch Außnahmen gemacht werden, morgens z.B. eine schnelle Verbindung für Reisende nach Bologna und weiter nach Rom. Am Späten Nachmittag, um den Anreiseverkehr abzufangen. In Deutschland und Oesterreich werden solche Regelungen mit großer Zufriedenheit praktiziert.

Auf den übrigen Fernverkehr müssen das Pustertal und Brixen nicht  verzichten.

Der EuroCity  (EC) von München nach Verona und Venedig muß unbedingt erhalten bleiben.

In Franzensfeste kann der Zug vom Brennerbasistunnel (BTT) ausfädeln, in Franzensfeste und auf der alten Trasse in Brixen sowie in  Bozen halten, um danach in Richtung Trento  seine Fahrt fortzusetzen.

Im Inntal findet bereits bei EC-Zügen ein Wechsel zwischen alter und neuer Trasse statt.

Denkbar wäre auch an bestimmten Zügen von/nach München einen Kurswagen von/nach Innichen bzw. Lienz anzuhängen.

Folglich muß Franzensfeste nachwievor einen Zubringer- und Abbringerverkehr haben, Korridorzüge in Richtung Lienz/Osttirol könnten bei entsprechenden  Verhandlungen in München starten und das Pustertal hätte sogar eine umsteigefreie Zugverbindung.

Die Gleisinfrastruktur im Pustertal benötigt deswegen zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit  kürzere zweigleisige Abschnitte.

„Mit dem direkten Zugang vom Zug auf die Piste an zwei Stationen hat Südtirol bereits ungeahnte Visonen verwirklicht. Tourismusmanager aus Südtirol werden wegen der zukunftsweisenden Ideen in Deutschland angeheuert, umso erstaunlicher ist es, dass jetzt mit der Konzentration ausschließlich auf den Nahverkehr ein Kirchturmdenken eingesetzt hat“, führt Wächter aus.

„Im Gegensatz zur Meinung von Sta-Präsident Martin Außerdorfer sind Fahrplanmodelle jetzt zu entwickeln, denn die dazugehörige Gleisinfrastruktur und auch die dringende Modernisierung des Bahnhofs Franzensfeste können nicht erst in einigen Jahren bei fortschreitendem Bau des BTTs in Angriff genommen werden“, fährt Wächter fort. Internationale Züge  und deren Fahrplanabstimmung werden größtenteils durch die Union Chemin de Fer (UIC) vorgenommen, auch hier sind rechtzeitig gemeinsame Vorstellungen zu entwickeln.

Willi Wächter, Fahrgastverband PRO BAHN e.V.
D-33818 Leopoldshöhe
z.Zt. im Vinschgau

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Guten Tag Herr Wächter,

und besten Dank für Ihre Stellungnahme.

Wir setzen uns im Pustertal mittlerweile seit Jahrzehnten für die Riggertalschleife ein, weil sie ein konkurrenzfähiges Angebot im Verkehr zwischen dem Pustertal und Bozen ermöglicht und die Bahn auch zwischen Bruneck und Brixen zu einem vollwertigen Angebot macht. Sie vervollständigt die Investitionen, die bisher getätigt wurden. Brixen als regionales Zentrum ist auch der natürliche Knotenpunkt zwischen den beiden Linien.

Der regionale Bahnverkehr ist in Südtirol in den letzten Jahren massiv ausgebaut worden, u. a. mit dem Halbstundentakt zwischen Franzensfeste und Innichen. Dabei lag der Schwerpunkt auf der Verdichtung des Fahrplans, die Geschwindigkeit hatte keine Priorität. Deshalb brauchen heute die Züge von Innichen nach Franzensfeste eine Viertelstunde länger als noch in den Neunzigerjahren, vor allem, weil  man sich nach den vorhandenen Kreuzungspunkten richten musste. Wir bergrüßen den Ausbau natürlich, und im Nahbereich ist die Geschwindigkeit zweitrangig, aber bereits bei den Verbindungen von Bruneck und dem oberen Pustertal nach Bozen fällt die Fahrtzeit sicherlich ins Gewicht. Deshalb sind neben der Riggertalschleife, die die Systemzeiten um eine Viertelstunde abkürzt (1.15 statt 1.30 zwischen Bruneck und Bozen) auch Überlegungen anzustellen, wie man Kapazitäten für schnellere Züge schafft, z. B. einen Regionalexpress, der Bruneck-Bozen in einer Stunde bewältigen könnte. In diesem Zusammenhang ist natürlich auch an den überregionalen Verkehr zu denken. Dabei geht es nicht nur um die Anbindung des Südtiroler Pustertals an die Brennerachse, sondern auch um die überregionale Rolle der Pustertalbahn, die sich mit BBT und Koralmtunnel ändert, von Graz und Kärnten wäre dann die Pustertalbahn wieder die schnellste Verbindung nach Innsbruck. Deshalb ist es wichtig, dass solche Diskussionen jetzt angestoßen werden, denn diesbezüglich gibt es effektiv noch wenig Vorstellungen. Wir hören es nur nicht gern, wenn sie zum Vorwand genommen werden, um die Riggertalschleife in Frage zu stellen, denn ein konkurrenzfähiger Regionalverkehr ist fundamental, sowohl für die ansässige Bevölkerung als auch für den Tourismus, die Gäste sollen ja auch bestmöglich zwischen Ötzi, Kronplatz etc. mobil sein.

Was die Aussichten des überregionalen Verkehrs mit dem BBT anbelangt, denke ich, die Regionen entlang der Strecke sollten sich vor allem darum bemühen, dass ein attraktiver Schnellverkehr eingerichtet wird, am besten zwischen München und Bologna, möglichst im Stundentakt und vom Haltestellenschema irgendwo zwischen den heutigen EC und den RV Bologna-Brenner. Damit ist die Region in den Fern- und Hochgeschwindigkeitsverkehr eingebunden. Die Züge würden zwischen Franzensfeste und Waidbruck auf der Bestandstrecke fahren. Der Zeitverlust hält sich dabei in Grenzen, laut Schätzungen sind es ca. 15 Minuten, wobei auch nur in Franzensfeste ein- und auszufahren bereits ca. 8 Minuten kostet. Der Hochgeschwindigkeitsverkehr wird zwischen Innsbruck und Bozen wohl nicht halten, ich glaube aber auch, dass sich der „ganz schnelle“ Verkehr in Grenzen halten wird: München-Verona ist nicht Mailand-Rom und man wird auf dieser Achse auf manche Zwischenhalte nicht verzichten wollen, gerade in touristisch so bedeutsamen Gebieten. Ich denke, dass da Brixen nicht so schlechte Karten hat.

Jedenfalls ist es wichtig, dass es Diskussion gibt und dass man anfängt, sich Szenarien zu überlegen. Das Ganze wird noch eine Weile dauern, aber man sollte dann nicht plötzlich eine Infrastruktur haben, ohne genau zu wissen, was man damit anfangen will. Die Gefahr besteht bei Projekten dieser Größenordnung immer.

Mit feundlichen Grüßen,
Hanspeter Niederkofler

 

 

 

 

 

 

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