Kühe und Ferrari, TZ, 260111

Im Frühjahr wird die Welt nach Bruneck blicken und den neuen Ferrari sehen: Land und Gemeinde zahlen für den Werbegag 150.000 Euro.
Die einen sind begeistert, die anderen sind entsetzt.

von Silke Hinterwaldner

Hans Peter Niederkofler wollte sich gar nicht zum Thema äußern. Ein so teures Auto als Werbegag auf den Kronplatz bringen, hielt er zwar von Vorneherein für dumm, aber die Thematik beschäftigte den Grünen Brunecker Gemeinderat nicht sonderlich.
„Aber“, sagt er am Tag nach der Gemeinderatssitzung, „ich wurde provoziert.“ Dass es eine historische Chance für Bruneck sei, dass die ganze Welt auf den Kronplatz schauen werde und dass dann freilich alle ins Pustertal urlauben kämen, weil es dort nicht nur schnelle Autos, sondern auch schöne Berge gebe: Das hat dem Grünen gereicht.  „Diese mondäne Kunstwelt“, sagt er, „passt wohl eher in touristische Nobeldestinationen als zu uns. Ich halte es für falsch, unsere Region so zu inszenieren. Schließlich sind wir Weltnaturerbe. Diese Aktion spiegelt nicht den Charakter des Landes.“
Stefano Domenicali, Team-Chef bei Ferrari, urlaubt immer wieder gern in und um Bruneck. Vor Weihnachten haben die Brunecker einen Christbaum nach Maranello gebracht – jetzt bekommen sie im Gegenzug einen Ferrari. Gewissermaßen. Denn: Die Präsentation des Sportwagens hat auch ihren Preis.
Insgesamt kostet der Ferrari auf dem Kronplatz 170.000 Euro: 100.000 bezahlen die Landesämter für Wirtschaft und Tourismus, 50.000 bezahlt die Gemeinde Bru neck und 20.000 Euro bezahlt das Skirama. Dass diese „nur“ einen so geringen Beitrag leisten, ärgert die Bürgerlistler und die Grünen. Wer bezahlt wieviel und wer sind die wahren Nutznießer?
Für die Gegner ist klar, dass Ferrari sich ins Fäustchen lachen kann, für die Fans ist der neue Ferrari auf dem Hausberg eine tolle Sache. „Nicht jeder“, sagt Andreas Mariner, „wird sich durch diese Aktion angesprochen fühlen. Es ist nicht ein Event für alle. Aber mit verschiedenen Veranstaltungen versuchen wir, so viele Menschen wie möglich zu erreichen.“ Als Präsident des Stadtmarketing Bruneck ist er der Organisator der Auto-Show auf dem Kronplatz: neue Wege gehen, um neue Märkte aufzumischen. Andreas Mariner ist sich sicher: „Um diese Ak tion werden uns alle beneiden.“ Und er freut sich schon auf noch mehr Schlagzeilen und Fernsehberichte mit schnellen und ohne schnelle Autos, vor allem über Bruneck.

„Diese mondäne Kunstwelt passt wohl eher in touristische Nobeldestinationen als zu uns. Ich halte es für falsch, unsere Region so zu inszenieren.“
Hans Peter Niederkofler

„Ferrari Four“

Der Name des neuen Ferrari-Modells ist Programm: Beim „Ferrari Four“ handelt es sich um das erste Automodell aus Maranello, das einen Vierradantrieb hat und Platz für vier Personen bietet. Gerade deswegen sind Bru neck und die 185 Kilometer lange Teststrecke über Terenten, Brixen, Bozen, Kastelruth, Gröden und Corvara zurück nach Bruneck gewählt worden. „Die Übergabe der Autos findet jeweils am Rathausplatz in Bruneck statt. Geplant sind über den einmonatigen Zeitraum wöchentlich drei Testfahrten mit sieben Autos“, erklärt Matteo Torre, der der Stadtgemeinde Bruneck eine große Medienpräsenz nicht nur in nationalen, sondern auch internationalen Medien verspricht.

Dieser Beitrag wurde unter Bruneck abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort auf Kühe und Ferrari, TZ, 260111

  1. doc.ing sagt:

    :-)

    Natürlich, ein tolles Event für Bruneck , Kronplatz, Pustertal & Südtirol

    Personen die (meist) gegen ALLES sind, gibt’s wohl überall !

    Grüße aus D / Hessen nach Alto Adige