Wir und die Nadelstreifenmafia (FF 25/2011)

Wir und die Nadelstreifenmafia
Als ich in der ff—Titelgeschicnte über das lebenslange Arbeiten lesen musste, „wir“ nätten „auf Kosten der Zukunft und der Jugend gelebt“, wurde icn wütend. Hier eine neftige, aber notwendige Widerrede.
von Fritz Gurgiser

„Wir haben in der Vergangenheit auf Kosten der Zukunft und der Jugend gelebt“, sagt Daniel Dettling, Politikberater und Zukunftsexperte. Ich bin ja einiges gewohnt, aber diese miese Sicht und vor allem diese hinterfotzige Schuldzuweisung — „wir haben“ — ist zum Speiben und eine persönliche Beleidigung. Gibt aber Gelegenheit, stellvertretend für die Generation, der ich angehöre, klarzustellen:

„Wir“ arbeiten und zahlen dafür seit Jahrzehnten Steuern und Abgaben; „wir“ schauen auf unsere Eltern, die uns das Land nördlich und südlich des Brenners aufgebaut haben; „wir“ finanzieren mit unserer Arbeit, unseren Steuern und Abgaben die Schulen, Kindergärten, Alten- und Pflegeheime, die Feuerwehr und das Rettungs- und Gesundheitswesen, die Sportanlagen, die Verkehrs- und Wanderwege und den Öffentlichen Verkehr, die Bergrettung, Landwirtschaft, Politik und Politikberater und -experten und vieles andere mehr.
Und jetzt wären „wir“ diejenigen, die auf Kosten der Zukunft und der Jugend gelebt haben? Gott sei Dank ist der Verfasser dieser unglaublichen Diffamierung und Beleidigung einer ganzen Generation beim Lesen nicht neben mir gestanden.
Daher empfehle ich dem sicher aus Steuergeldern hochsubventionierten Politikberater und Zukunftsexperten, sich einmal genauer zu erkundigen und nachzudenken beziehungsweise in Politikprotokollen zu blättern, wer denn tatsächlich für dieses „wir“ geradezustehen hat.
Nicht „wir“ häufen Jahr für Jahr Schuldenberge an, gegen die der Mount Everest ein kleines Bichele ist, welches man mit der kurzen Hose erklimmen kann; nicht wir verschütten jahr für jahr Milliarden in unnütze Denkmäler und sinnlose Tunnels; nicht wir Hnanzieren im Umweg über „Rettungsschirme“ Gauner, Ganoven, Spekulanten, Hasardeure in internationalen Banken- und Versicherungskonsortien; nicht wir jagen reihenweise Menschen in Frühpension und Rente, um Bilanzen zu schönen und nicht wir sind es, die das Erbe unser Eltern leichtfertig „versilbern und verscherbeln“, um nur wenige Beispiele zu nennen.

Das sind diejenigen, die es verlernt haben, mit Respekt, Achtung und Bescheidenheit mit den von uns anvertrauten Steuern
und Abgaben umzugehen. Nach dem Grundsatz der „Sorgfaltspflichtt einer ordentlichen Hausfrau“. Die in Projekte investieren, für die sie privat keinen Cent übrig hätten und die im direkten Widerspruch zu den Leitlinien des Rechnungshofes nach Rechtmäßigkeit, Wirtschaftlichkeit, Sparsamkeit und Zweckmäßigkeit stehen.

Daher, sehr geehrter Herr Politikberater, suchen Sie die Täter, die „in der Vergangenheit auf Kosten der Zukunft und der jugend gelebt haben“ genau dort, wo Sie Ihre Beraterhonorare kassieren und bei denen, die im Hintergrund ihr feines Spinnennetz bereits in ganz Europa ausgelegt haben. Heute braucht sich niemand mehr vor der Cosa Nostra oder Don Corleone zu fürchten. Die Nadelstreifenmafia ist weit gefährlicher und hat sich längst wie ein hösartiges Krebsgeschwür über ganz Europa ausgebreitet — dank der „Freiheit des Kapitalverkehrs“. Und entschuldigen Sie sich für Ihre Beleidigung bei einer Generation, die ihr Leben lang hart arbeitet, Tirol nördlich und südlich des Brenners als unsere Heimat gestaltet und alles daran setzt, dass unseren Eltern ihr Lebensabend und unseren Kindern und Enkeln ihre Zukunft gesichert wird.

Fritz Gurgiser, geboren 1952 in Innsbruck, arbeitet in einem Stahlbauunternehmen, kämpft seit 1987 gegen die Transitbelastung, sitzt seit 2008 im Innsbrucker Landtag und bezeichnet sich selbst als „bekennenden Anti-Berufspolitiker“.

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Eine Antwort auf Wir und die Nadelstreifenmafia (FF 25/2011)

  1. nirwanixla sagt:

    Den Nagel auf den Kopf getroffen.