„Leben in alten Mauern – funktioniert das?“ – Vortrag von Prof. Peter Knapp in Toblach

Vortrag von Dr. Peter Knapp, anlässlich der Wanderausstellung: Bauen im ländlichen Raum, im Grand Hotel von Toblach

Toblach, 1. Juli 2011

Der Heimatpflegeverein Toblach organisierte in Zusammenarbeit mit der Akademie der Toblacher Gespräche und mit der Gemeindeverwaltung den interessanten Vortrag: „Leben in alten Mauern – funktioniert das?“

Obwohl die Obfrau des Toblacher Heimatpflegvereins, Frau Steinwandter – Mittich an die 600 Einladungen verschickt hatte, fanden nur an die 15 bis 20 Personen den Weg in das Toblacher Grand Hotel. Die Organisatoren haben sich zwar redlich bemüht, dass ein aktuelles Thema von einer neutralen und externen Persönlichkeit aufgegriffen wurde, um für machbare Sanierungsmaßnahmen zu sensibilisieren. Zu den heißen und umstrittenen Thema sprach Peter Knapp sehr ausführlich und zeigte mit seinen vielen Bildern und Beispielen, wie man heutzutage sehr wohl alte Bausubstanz sanieren kann.

Am Anfang seines Vortrages zeigte der Referent den Vergleich eines Oltimers auf, der zwar unter ganz anderen ökonomischen Aspekten gebaut wurde, aber durch die Formen, die gepaart mit der Materialwahl für seine hohe Qualität und Wertbeständigkeit stehen; diese besonderen Merkmale lassen ihn zu einen besonders einmaligen Prestige–Objekt werden.

Ähnlich sei es mit alten historischen Gebäuden, die ebenso die höchsten Immobilienpreise erzielen, wenn sie vorbildlich restauriert sind.

Dr. Peter Knapp, Architekt und Denkmalpfleger, lebt und arbeitet in Innsbruck und widmet sich hauptsächlich der alten Bausubstanz. In Silz im Tiroler Oberland hatte er zahlreiche Sanierungen erfolgreich durchgeführt.

In seinem Vortrag ging er dann auch speziell auf Silz ein und zeigte anhand von Beispielen, wie man alte Bausubstanz zeitgemäß revitalisieren kann. Es gibt kein Patentrezept. Jede Sanierung muss inviduell und spezifisch den Bedürfnissen der Bewohner entsprechen. Es ist wichtig, dass sich die Bauherren schon im Vorfeld mit folgenden Gegebenheiten auseinander setzen:

  • Wie ist der allgemeine Zustand des Hauses, welche Schäden hat das Haus?
  • Welche Baustile gibt es, wieviel Orginalbestand ist noch vorhanden?
  • Welche Möglichkeiten bietet das Haus?
  • Wieviele Förderungen, Auflagen und Kosten sind zu berücksichtigen?
  • Schonende Lösungsansätze sind die billigsten, eine gute Planung spart Geld und Zeit!
  • Welche Anforderungen stelle ich, wieviel Perfektion brauche ich?
  • Kann ich mich mit dem Alter des Gebäudes arrangieren?

Eine empfehlenswerte Vorgangsweise zur qualitätsvollen Sanierung von Altbauten ist die Konsultierung von qualifizierten Architekten, die die nötige Erfahrung und Sensibilität für das Objekt haben. Jedes Bauwerk ist dem öffentlichen Interesse ausgesetzt und verbindet die Menschen untereinander und mit deren bebauten Umfeld. Selten steht ein Gebäude für sich allein, die meisten Gebäude stehen im Bezug zum Nachbar und deshalb sollte ein stimmiges Gesamtbild zwischen Architektur und der vorhandenen Kultlandschaft angestrebt werden.

Peter Knapp prangerte in seinem Vortrag auch den rücksichtslosen und oftmals auch zu voreiligen Abriss von alten Kulturgütern an, deren historischer, malerischer oder baulicher Wert nicht erkannt werde. Leider ist auch in Tirol sehr viel wertvolle Bausubstanz verloren gegangen; allzu oft wurde bedenkenlos zerstört, um einer vermeintlichen „modernen und fortschrittlichen“ Verbauung Platz zu machen.

Altes Gutes wegreißen ist Wertvernichtung! Anhand von gelungenen Sanierungsbeispielen zeigte er, dass man nahezu alle Gebäude sanieren kann. Bei manchen Gebäuden wurde sogar ein moderner Zubau errichtet, der sich durch ganz neue Perspektiven mit dem Altbau verbinden lässt. Mit hohem Einfühlungsvermögen und guter qualitätsvoller Arbeit lässt sich vieles erreichen.

Der Referent warf auch die berechtigte Frage auf, ob es denn notwendig ist, dass zB. im Winter alle Räume mit 20 Grad beheizt sein müssen. Das führt zu trockenen Räumen und reizt die Atemwege. Für eine gute Wohnqualität ist eine Stoß–Lüftung zu empfehlen. Auch Altbauten lassen sich isolieren und dämmen, wobei das Fenster sicherlich als der Energieverschwender schlechthin eingestuft werden muss. In Österreich konnten sich kleine und flexible Tischlereien im Bereich des Fensterbaues eine neue Marktnische erobern, sodass auch Altfenster mit unterschiedlichen Maßen und mit Isolierglas hergestellt werden können.

Die drei Veranstalter ließen auch einen Fragebogen aufliegen, um den interessierten Eigentümern ein Beratungsgespräch und einen unverbindlichen Lokalaugenschein durch einen externen Experten an zubieten.

Schade, dass die Pustertaler Bevölkerung dieses umfangreiche Angebot an Aufklärung und Sensibilisierungsmaßnahme nicht besser wahrgenommen hat, aber wahrscheinlich hört man lieber auf die einflussreiche Bauwirtschaft und deren verlockende Werbestrategien.

Mein Dank geht an den Referenten Dr. Peter Knapp, den Heimatpflegeverein von Toblach, den beiden Hauptinitiatoren Bernhard Mair, Vizebürgermeister von Toblach und Hans Schmieder von den Toblacher Gesprächen.

Für den HPV Bezirksausschuss:
Michael Burger

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