PM HPV – Pustertal: Almerschließungsstraße im Naturpark Rieserferner-Ahrn: Ablehnung durch Zweite Landschaftsschutzkommission ! 030811

Pressemitteilung

Keine neue Almerschließungsstraße im Naturpark Rieserferner-Ahrn!

Die Zweite Landschaftsschutzkommission hat das Projekt abgelehnt!

(Kurzfassung)

Das Projekt für die 3 km lange Almerschließungsstraße zur Durra-Alm in Rein wurde (gestern) von der Landschaftsschutzkommission abgelehnt. Diese hätte die Zerstörung des sehr schönen Reiner Höhenweges bedeutet, der in dieser bestehenden Form ein Naturerlebnisweg ist und der auch für den Tourismus eine große Wichtigkeit hat. Wohl auch deshalb hat die Baukommission der Gemeinde Sand in Taufers das Projekt bereits vorher abgelehnt. Der Heimatpflegeverband und Vertreter des Dachverbandes im Führungsausschuss des Naturparkes Rieserferner-Ahrn sind hoch erfreut über diese Entscheidung und sie appellieren an die Betreiber des Weges, u.a. LR Hans Berger, diesen Beschluss zu akzeptieren und nicht dagegen Rekurs bei der Landesregierung einzureichen. Als Alternative könnte ein Teil des Weges als Viehtriebweg verbessert werden.

Der Heimatpflegeverband ist zudem der Auffassung, dass die Politik und die Bauernfunktionäre für diese speziellen Fälle die Landwirtschafts- und Förderungspolitik neu ausrichten sollten, damit die Benachteiligung solcher Almen wegen fehlender Straßenerschließung endlich abgegolten wird.

(Ausführliche Information)

Seit längerem besteht die Bestrebung, eine Erschließungsstraße zur Durra-Alm oberhalb von Knutten in Rein zu bauen. Es handelt sich dabei um eine Trasse auf dem viel begangenen Reiner Höhenweg, welcher auf einer Höhe von 2100 bis 2200 m verläuft. Dieses Vorhaben wurde bisher folgendermaßen bewertet:

  • • Eindeutige Ablehnung von Seiten des Amtes für Naturpark!
  • • Negatives Gutachten der Gemeindebaukommission von Sand in Taufers!! (Ein großes Lob dafür!)
  • • Heftiger Widerstand der Vertreter des Dachverbandes im Führungsausschuss des Naturparkes Rieserferner- Ahrn und des Heimatpflegeverbandes.

 

Folgende Überlegungen sprechen gegen dieses Projekt:

  • • Beim Reiner Höhenweg handelt es sich um einen 3 km langen Rest eines wunderschönen kulturhistorischen Wanderweges, der besonders auch für den Tourismus von großer Wichtigkeit ist. Dieser Weg würde durch eine Straße zerstört und für Wanderer unattraktiv werden.
  • • Statt dieses Steiges ist eine Straße mit einer Breite von 2,70 + 50 cm Bankett= 3,20 m geplant. Dazu kommen auf einigen Abschnitten bergseitige Wassergräben mit einer Breite von bis zu 1,50 m. Das ergibt zusammen 4,70 m Breite!
  • • Das betroffene Gebiet ist mit Steinen durchsetzt und es gibt zahlreiche Rinnsale, Bächlein und Wasserstellen. Der Bau der Straße durchquert viele dieser Oberflächengewässer und stellt diesbezüglich einen nicht zu unterschätzenden Eingriff in den Wasserhaushalt dieses Gebietes dar.
  • • Für die Durra-Alm ist eine Straße wirtschaftlich kaum notwendig, weil dort bereits eine Materialseilbahn vorhanden ist! Die Alm wird vor allem touristisch stark genutzt und hat deshalb keine Zukunftssorgen.
  • • In der Mitte des geplanten Weges liegt die obere Almhütte des Hirber-Hofes. Die eigentliche Almhütte des Hirber-Hofes mit Stall ist bereits fahrtechnisch erschlossen und liegt am Ende der heutigen Almerschließungsstraße.
  • • Die Erschließung einer oberen Alm wäre auch ein Präzedenzfall, da es im Ahrntal bereits mehrere solcher Ansuchen gibt, welche bisher abgelehnt wurden.
  • • Durch Zufahrtwege entstehen oft erst gewisse negative Folgeerscheinungen: Planierungen, Entwässerungen, Futter- und Gülletransport, Milchlieferung, Abriss urtümlicher Almhütten und Neubau in oft unpassender kitschiger Form. Damit geht der Charakter einer Alm verloren. Aus Erfahrung weiß man zudem, dass in der Folge von Zufahrtsmöglichkeiten meist auch eine intensivere Almbewirtschaftung mit Gülleausbringung einhergeht. Dadurch verschwindet oft die wertvolle Flora, die man vorgibt, erst durch eine Erschließung erhalten zu können.
  • • Eine Genehmigung wäre auch ein zusätzlicher Präzedenzfall, weil in Rein seit längerem Bestrebungen für die Erschließung weiterer Almen im Gange sind: u.a. obere Kofler-Alm (der Rekurs gegen die Ablehnung liegt derzeit bei der Landesregierung und wurde bereits 3 x vertagt), Almen unterhalb der Kasseler-Hütte. Außerdem gibt es im gesamten Ahrntal noch mehrere nicht erschlossener Almen, wo dann sicherlich auch gebaut würde.
  • • Das Durra-Alm-Gebiet steht unter einem doppelten Naturschutz: Naturpark und Natura-2000-Gebiet. Die Verpflichtung für ein Natura-2000-Gebiet besteht darin, das Gebiet in seinem Naturwert zumindest nicht zu verschlechtern. Der Bau der Straße garantiert das keineswegs, im Gegenteil, die befürchteten Folgeerscheinungen werden die Ursprünglichkeit und den Naturwert vermindern.
  • • Verkehr: Wenn es Straßen gibt, dann gibt es meist auch zu viele Fahrgenehmigungen für verschiedenste Personen und Kategorien (Bauern, Pächter, Jäger, Gäste, …).
  • • Finanzierung: Der Grund für diesen Druck von Seiten der Besitzer zur Straßenerschließung ist leicht verständlich: Die Kosten dafür zahlt fast ausschließlich das Land und sogar die Projektierung und Bauleitung übernimmt die Forstbehörde!
  • • Bei der Argumentation für einen Weg wird von großen Almflächen gesprochen, welche sonst nicht mehr bewirtschaftet werden können. In Wirklichkeit sind aber ausgedehnte Flächen bereits verstraucht und werden wohl auch künftig nicht mehr genutzt werden können. Dies ist auch bei den bereits erschlossenen Almen oberhalb von Rein gut sichtbar. Insofern muss dieses Argument stark relativiert werden.
  • • Das Land sollte sich die letzten verbliebenen unerschlossenen Almen leisten und diese in anderer Form unterstützen, denn für solche speziellen Fälle braucht es eine neue Ausrichtung der Landwirtschafts- und Förderungspolitik, um damit die extensive Bewirtschaftung der Almen zu fördern und endlich die Benachteiligung bei fehlender Straßenerschließung abzugelten. Als Alternative könnte der bestehende Wanderweg auf jeden Fall für den Viehtrieb hergerichtet werden. Wäre es nicht auch eine Umstellung auf extensive und problemlosere Bewirtschaftungsweisen mit Schaf- und/oder Ziegenhaltung sinnvoll?

 

Schlussfolgerung:

Die Eingriffe in die Landschaft und manche Folgeerscheinungen stehen in keinem Verhältnis zum dargestellten Nutzen für die Bewirtschaftung der Alm. Das Prädikat Naturpark sollte Verpflichtung sein, besonders behutsam mit dieser Landschaft umzugehen. Andernorts werden teure Naturerlebniswege gebaut, so auch in Sand in Taufers, und hier auf dieser Alm besteht bereits einer, den es nur zu erhalten gilt.

Albert Willeit, Heimatpflegeverband Bezirk Pustertal – Ausschussmitglied, Mitglied im Führungsausschuss des Naturparkes Rieserferner-Ahrn 3.8.2011.

Der einmalig schöne Wanderweg wird (vorläufig?) nicht zerstört

Ein Natur- und Kulturerlebnisweg!

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