Ried ist nicht Bruneck, TZ 191010

TZ, Dienstag, 19. Oktober 2010 – Nr. 203/18.
Streng genommen ginge es bei der Brunecker Volksbefragung vom 7. November  gar nicht um das Kronplatz-Projekt Ried: Bürgermeister Christian Tschurtschenthaler spricht von Klarheit und schafft bewusst Verwirrung.
von Silke Hinterwaldner
Der Bürgermeister geht nicht hin, er kann gar nicht hingehen zur Volksbefragung. Christian Tschurtschenthaler wohnt nämlich hinter der Brunecker Gemeindegrenze in St. Lorenzen.
„Aber den Bürgern“, sagt er, „möchte ich selbst überlassen, ob sie zur Abstimmung gehen.“ Am 7. November können die Brunecker darüber abstimmen, ob der Kronplatz am Nord-Ost-Hang weiter ausgebaut werden soll oder nicht. Im Prinzip geht es um das Projekt Ried, das dürfte jedem in der Stadtgemeinde klar sein, auch wenn nicht nur Bruneck, sondern auch die Gemeindegebiete von Percha und Olang betroffen sind.  Genau daran beißt sich der Brunecker Bürgermeister jetzt fest. Gestern im Gemeinderat hat er seine Recherchen zum Hintergrund der Volksbefragung offen gelegt. Dass Christian Tschurtschenthaler ein Fürsprecher des Ried-Projektes ist, hat er immer betont. Dass er jetzt mit bürokratischer Akribie versucht, den Inhalt und Zweck der Volksbefragung in Frage zu stellen, wird die Gegner ärgern und die Befürworter freuen. „Die Volksbefragung hat streng genommen mit dem Projekt Ried nichts zu tun“, sagt der Bürgermeister durchaus provokativ. 
Stefan Beikircher sitzt der Fachkommission zur Zulassung von Volksbefragungen vor. Dieses Gremium hatte einen ersten Antrag zum Projekt Ried abgelehnt, weil es drei Gemeinden betrifft. Daraufhin hat das Promotorenkomitee eine neue Fragestellung vorgelegt, die sich ausschließlich auf den Bau von Pisten und Liften am Nord-Ost-Hang des Kronplatzes auf Brunecker Gemeindegebiet bezieht. Schließlich müssen die Skifahrer über diesen Hang fahren, um in die Nähe des neuen Bahnhofes von Percha zu kommen. Auf die Anfrage aus dem Brunecker Rathaus antwortet Beikircher: „Ich bestätige nochmals, dass die zugelassene Fragestellung nicht das ‚Projekt Ried’ der Kronplatz Seilbahn betrifft, sondern wie aus der Fragestellung unzweideutig erkennbar die Errichtung weiterer skitouristischer Infrastrukturen am Nord-Ost-Hang des Kronplatzes östlich der Herrnegg-Piste mit den Weilern Ried und Walchhorn.“ Auch wenn es Paragrafenreiterei ist, dem Bürgermeister gefällt diese Antwort. „Die Leute sollen Bescheid wissen“, sagt Tschurtschenthaler, „und Klarheit haben. Die Volksbefragung betrifft nicht das Projekt Ried der Kronplatz Seilbahn.“
Vor der Volksbefragung wird es keine Blockade für eine Eintragung des Projektes in den Bauleitplan geben. Auch das Verwaltungsgericht wird sich der Angelegenheit annehmen, auch das bestätigt Beikircher. Außerdem werden am Dienstag nächster Woche die Rekurse der Gemeinde Percha und der Pistenbauer behandelt.
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