Weltnaturerbe: Michael Wachtler schreibt an den UNESCO-Inspektor Worboys (+ Kommentar Martin Watschinger)

„Dolomiten“, 7. Oktober 2011

„Nicht irreführen lassen“

Im Zuge seiner Inspektionsreise durch das Naturerbe – Gebiet der Dolomiten wird UNESCO -Kontrolleur Graeme Worboys heute Südtirol besuchen. Michael Wachtler, der Betreiber des seit einem Jahr von den Behörden beschlagnahmten „DoloMythos – Museums“ in Innichen, ersucht Worboy in einem Brief, bei der Visite auch hinter die Kulissen zu schauen.
,,Als die Dolomiten zum Weltnaturerbe erklärt wurden, freuten wir uns alle. Wir glaubten, dass nun die Zeit der Besinnung und des Wandels eintreten würde. Wir glaubten, wie viele Bewohner dieser Täler, die Ehre der Eintragung gehe einher mit Besinnung auf Tradition und Kultur, auf Forschung und Wissen, auf Betrachtung und Erkennen“, schreibt Wachtler.
Wenn Worboys nun die Dolomiten besuche, werde man ihm das Weltnaturerbe auch von seiner schönsten Seite zeigen. Doch seit der Eintragung ins Weltnaturerbe scheine alle eine rastlose Aufbruchstimmung erfasst zu haben, kritisiert Wachtler. Man wolle nicht Ruhe und Besinnung, nicht Respekt oder Kennenlernen dieser Natur. Man giere vielmehr nach noch mehr Bauten, noch mehr Erlebnistempeln, mehr Einnahmen, mehr Geschäft usw., listet Wachtler auf und legt dem Brief Bilder von Bau – und Planierungsarbeiten in verschiedenen Orten des Dolomitengebietes bei.
„Lassen Sie sich vom Beiwerk nicht irre führen“, ersucht Wachtler den UNESCO – Inspektor. „Ermutigen Sie die Menschen wachsam zu sein. Sagen Sie ihnen, dass man die Natur nur einmal zerstören kann und es kein Zurück gibt, wenn man feststellt, dass es falsch war“. Es mangle nicht an beredten Männern und Politikern, es fehlen Mahner und Visionäre.

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Eine Antwort auf Weltnaturerbe: Michael Wachtler schreibt an den UNESCO-Inspektor Worboys (+ Kommentar Martin Watschinger)

  1. Martin Watschinger sagt:

    Die Dolomiten-Zeitung vom11.10.2011 brachte einen kurzen Artikel über die „Skigebiete und Weltnaturerbe“, in welchem man den Besuch des Unesco-Inspektors Graeme Worboys würdigte. Es ist erstaunlich, dass dieser aus Australien kommende Naturexperte in so kurzer Zeit erkannt hat, aus welcher Ecke eine Gefahr für dieses Weltnaturerbe in den Dolomiten kommen würde: durch den Bau von neuen Skigebieten. Wenn man nun bedenkt, dass einst das Skifahren vor ca. 100 Jahren zum Erleben der Natur im Winterzustand „erfunden“ wurde und bei Gott nicht, um die Natur zu zerstören, dann sollten sich wohl alle Menschen, insbesondere die auf kurzfristigen Geldgewinn ausgerichtete Skilobby unseres Landes mehr Gedanken zur Erhaltung einer intakten Landschaft machen.
    Ob nun die Zerstörung einer Naturlandschaft (Herr Landesrat Laimer) in unmittelbarer Nähe der Felsblöcke der Dolomiten stattfindet, oder in einem angrenzenden Waldgebiet am Fusse eines weltbekannten Dolomitengebietes (Rotwand in Sexten) dürfte wohl keinen praktischen Unterschied darstellen. Interessant ist nur die Tatsache, dass die Skilobby des oberen Pustertales, also das Unternehmen „Sextner Dolomiten AG“ den Namen der Dolomiten missbraucht, um damit Werbung für Naturzerstörungen zu machen.