Zur Erinnerung: Stimmen zu Gadertalanbindung Kosterwald – Tobl

PZ, 22.04.2011

Varianten und Meinungen
Der Tunnel unter der Sonnenburg ist mittlerweile in Betrieb und nun soll bald das nächste Projekt angegangen werden, nämlich die sogenannte Klosterwaldvariante zur Einfahrt ins Gadertal. Dagegen protestieren die Plattform Pro Pustertal (PPP), aber auch Urlaubsgäste haben sich in der Sache schriftlich zu Wort gemeldet. Die PZ hat einige dieser kritischen Stimmen eingefangen. 

Familie Richter aus Blaubeuren schreibt: „Sehr geehrter Herr Mussner, sehr geehrter Herr Durnwalder, es steht eine neue Zufahrt vom Pustertal ins Gadertal zur Diskussion, dabei sind zwei Möglichkeiten im Spiel: die Tobl-Variante und die Klosterwald-Variante. Die deutschsprachigen Umweltvereine, der Landesverband für Heimatpflege und die Plattform Pro Pustertal, und auch Italia Nostra treten für die Tobl-Variante ein, das Land hingegen für die Klosterwald-Variante. Zum wiederholten Mal sehen sich die Vereinigungen, die sich für den Schutz der Umwelt und der Kulturgüter einsetzen, in offenem Widerspruch zur Politik, auch wenn der Grund dafür nicht nachvollziehbar ist: Die Variante, die von den Umweltschützern bevorzugt wird, kostet weniger und fügt sich in eine Landschaft ein, die bereits von technischen Infrastrukturen geprägt ist. Das Klosterwald-Projekt hingegen kostet 40 Millionen Euro und ist nicht nur konkret und nachgewiesenermaßen schädlich für die Bewahrung der Kulturgüter, sondern auch mit Sicherheit ein Akt der Landschaftszerstörung. Ich möchte als deutscher Urlauber in der Region hierzu Stellung nehmen: Die Begeisterung unserer Familie für das herrliche Pustertal nach einem Urlaub im Jahr 2008 hat sich auf unsere Verwandtschaft und Bekanntschaft übertragen, die in den darauf folgenden Jahren in Sonnenburg schöne Urlaube verbrachten. Mit Schrecken haben wir die geplante Klosterwald-Straßenführung zur Kenntnis genommen. Durch diese Variante verliert das Pustertal sein unvergleichlich schönes und unwiederbringliches Landschaftsbild und es wirken sich auch Lärm und Abgasbelastungen auf die Anwohner und ihre Gäste aus. Falls dieses Projekt in dieser Form realisiert werden sollte, würden wir dies als Urlauber und Pustertal-Liebhaber sehr bedauern und sähen uns gezwungen, unseren Urlaubsmittelpunkt in eine andere Region zu verlegen. Wir bitten Sie daher eingehend, nochmals Alternativen zu prüfen, um eine verträglichere Lösung für das Pustertal, die Anwohner und die Gäste zu finden.“

Frau Hallhuber aus dem Ruhrgebiet schreibt: „Sehr geehrter Herr Mussner, seit vielen Jahren bin ich begeisterte Besucherin des Pustertals und verbringe dort mehrere Male im Jahr meinen Urlaub. Nun habe ich mit Bestürzung über die geplante Tunneleinfahrt ins Gadertal gelesen, die wiederum unter der Sonnenburg hindurch führen soll. Wenn man ein wenig im Internet recherchiert, stellt man fest, dass die Tobl-Variante alternativ zur Klosterwald-Variante kostengünstiger und umweltschonender zu realisieren wäre, jedoch von Ihnen ohne Prüfung kategorisch abgelehnt wird. Im Sinne der einmaligen Naturlandschaft um St. Lorenzen, der ohnehin durch die vorangegangenen Baumaßnahmen gebeutelten Bürger St. Lorenzens, der bereits durch den letzten Tunnelbau schwer geschädigten Bauwerke, der schützenswerten Flora und Fauna im Pustertal und nicht zuletzt im Sinne all der Besucher und Gäste des Pustertals bitte ich Sie, die Tobl-Variante zu überprüfen und nicht von vornherein auszuschließen. Gerade in der heutigen Zeit und mit Blick auf die Zukunft sollten Sie keine Möglichkeit unversucht lassen, unsere Natur, respektive dieses wunderschöne Fleckchen im Pustertal zu erhalten und nicht rein ökonomischen Aspekten zum Opfer fallen zu lassen. Ich hoffe auf Ihr Mitgefühl und verbleibe mit freundlichen Grüßen.“

Familie Golbs aus Niederau schreibt: „Sehr geehrter Herr Luis Durnwalder, schon zweimal haben wir unseren Urlaub im herrlichen Sonnenburg verbracht. Der Weiler Sonnenburg ist ein Stück der oft zitierten `heilen Welt`, den es für kommende Generationen zu erhalten gilt. Wie wir erfuhren, soll die Einfahrt ins Gadertal jetzt via Tunnel direkt unter Sonnenburg gebaut werden. Für uns, die wir diesen herrlichen Ort kennen- und lieben gelernt haben, wäre das eine Katastrophe. Auch wir haben mit dem Auto die Pustertaler Straße und die alte Brücke hinüber ins Gadertal genutzt und kennen die Probleme mit der Enge und der enormen Verkehrsbelastung. Klar sind hier Neubauten fällig – aber prüfen Sie bitte die Alternativen! Entscheiden Sie sich für die Tobl-Variante! Vielen Dank dass Sie uns zugehört haben.“

Familie Apel aus dem Erzgebirge meint: „Hochverehrter Herr Landeshauptmann Durnwalder, sehr geehrter Herr Landesrat Mussner, Südtirol ist unser bevorzugtes Urlaubsziel, nicht zuletzt wegen seinen noch gut erhaltenen historischen Stätten, auf die Sie mit Recht stolz sein können. Im vorigen Herbst verbrachten wir zwei unvergessliche Wochen im einmaligen Ensemble Sonnenburg. Bei allem Verständnis für notwendige Verbesserungen der Verkehrsinfrastruktur: Bitte erhalten Sie den Charakter der Sonnenburg und lassen Sie die Alternativvariante Tobl überprüfen. Diese Variante wäre sicher ein weniger schwerwiegender Eingriff in die Landschaft. Obendrein bringt sie den Betreibern der Bioenergie und Wasserwirtschaft logistische Vorteile. Wir hoffen, dass am Ende neben der Wirtschaftlichkeit auch die Vernunft den Ausschlag für Ihre Entscheidungen gibt.“

Frau Barnekow aus Berlin schreibt unter anderem: „Ich bin weder eine Grüne noch eine Straßenbau-Expertin, sondern nur ein Mensch mit, wie ich behaupte, klarem Verstand. Wenn ich mir die Pläne für die Klosterwald-Variante ansehe, dann stockt mir der Atem. Gigantismus auf Kosten der Umwelt und der dort lebenden Menschen. Ohne Rücksicht auf Verluste wird das höchste Gut Südtirols verschandelt. Haben Sie mal überlegt, dass Gäste wegen Ihrer traumhaften Umgebung ins Pustertal kommen. … Wie viele Menschen in Südtirol leben vom Fremdenverkehr!? Gerade die Einwohner von Sonnenburg werden schon genug gebeutelt. Sie haben sich zur Aufgabe gemacht, den historischen Weiler in ursprünglicher Form zu erhalten. Dabei werden sie vom Denkmalamt unterstützt, aber auch auf das Schärfste reglementiert. Kein Nagel darf ohne Genehmigung in die Wand geschlagen werden. Aber das alles scheint für die Landesregierung nicht zu gelten. Wie sonst soll ich mir das Klosterwald-Bauvorhaben erklären? Hier wird eine jahrhundertealte, gewachsene Ansiedlung in ihren Grundfesten erschüttert und die Optik für immer zerstört. Es muss doch Alternativen geben!! Ich habe sie in dem Vorschlag der Tobl-Einfahrt ins Gadertal gefunden. Im direkten Bereich der Kläranlage befindet sich keine Ansiedlung, die so in Mitleidenschaft gezogen würde wie Sonnenburg. Wenn ich den Fakten glauben kann, die ich zu diesem Projekt gefunden habe, dann lässt sich diese Variante zudem viel kosteneffizienter umsetzen. Was hindert Sie also? Wenn die Gäste feststellen, dass es nicht mehr so schön wie früher bei Ihnen ist, werden sie sich andere Reiseziele suchen. Ich möchte auch in den nächsten 20 bis 30 Jahren noch gerne und immer wieder in Ihrem Land wunderschöne Tage verbringen und bitte Sie deshalb, das anstehende Bauvorhaben ganz besonders im Hinblick auf die Zerstörung der Lebensqualität in Sonnenburg zu überdenken und Alternativbauprojekte zu prüfen.“

Familie Chmeliczek aus München schreibt: „(…) Ich möchte Sie (Landeshauptmann Durnwalder) bitten, lassen Sie diese Alternative ernsthaft prüfen und ziehen hierbei die Bevölkerung mit ein! In Deutschland hatten wir ja vor allem in den vergangenen Jahren zahlreiche Diskussionen bei Großbauprojekten! Sei es die dritte Startbahn in München, der Transrapid oder ganz aktuell der Bahnhof in Stuttgart (Stuttgart 21) und Olympia 2018. Hier kam es hauptsächlich deswegen zu Demonstrationen, weil die Bevölkerung nicht eingebunden war. Letzten Endes sind aber dies die Personen, die täglich mit diesen neuen Umständen (z.B. Tunnel unter dem Haus) leben müssen. Wären Sie bereit, in Ihrem Urlaub über einem Tunnel zu schlafen? Das Land Südtirol ist im Besitz eines einzigartigen Kulturguts. Machen Sie nicht den gleichen Fehler wie die österreichischen Nachbarn, die jedes Tal in irgendeiner Art und Weise zubetoniert haben!“

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