TZ 17.08.2012: Verstrahltes Wasser

Auf dem Wasserspeicher in Montal wird ein 20 Meter hoher Sendemast errichtet. Die Bürger von Montal fürchten sich nicht nur von den Strahlen in unmittelbarere Nähe zum Standort. Sie fürchten auch um die Qualität des Trinkwassers.
Von Silke Hinterwaldner

Katarina Hochgruber Kosta ist mehr als verärgert. Sie ist zornig und beängstigt zugleich. Der Grund: In unmittelbarer Nähe zu ihrem Zuhause wird ein 20 Meter hoher Mobilfunkumsetzer errichtet. Wie sich die Strahlen auf die Gesundtheit von Mensch, Tier und Umwelt auswirken, kann niemand genau sagen. ,,Ich kann es nicht akzeptieren, dass die Gemeinde auf dem Wasserspeicher einen Umsetzer aufstellt und damit die Gesundtheit aller aufs Spiel setzt“, sagt Katarina Hochgruber Kosta. Und: ,, Wie kann es der Bürgermeister samt Ausschuss zulassen, dass gutes Quellwasser einer Dauerbestrahlung ausgesetzt wird?“

Die Hintergründe: In Montal, einer Fraktion der Gemeinde St.Lorenzen, ist der Handyempfang nicht immer optimal. Auch die Sache mit dem Internet läuft nicht, wie sie sollte. Alles in allem: Montal möchte besser an die Außenwelt angebunden werden. Die einzige Möglichkeit besteht darin, einen Handyumsetzer aufzustellen. Der Telefonanbieter Vodafone führt schon seit längerem Gespräche mit den Montalern. Und hat auch Angebote bekommen. Ein Hausbesitzer im Dorfzentrum hätte sein Dach für den Umsetzer zur Verfügung gestellt und so jährlich rund 6.500 Euro an Miete kassiert.

Aber das wollten die Gemeindeverwalter nicht zulassen. Und so suchten Bürgermeister Helmut Gräber & Co nach einem alternativen Standort, weiter abgelegen von bewohntem Gebiet. Schließlich fiel die Wahl auf den Wasserspeicher nahe des Dorfes Montal; in einer Entfernung von 180 Metern befinden sich die ersten Wohnhäuser. Im Gutachten der Landesumweltagentur heißt es:,, Das nächstgelegene Wohnhaus ist außerhalb der Hauptstrahlungskegel der Antennen gelegen.“ Und weiter:,,Wegen der günstigen Position wird auch der von unserem Labor verlangte Qualitätsstandard überall in der Umgebung leicht eingehalten.“

Hier gibt es weder Bedenken wegen der Wasserqualität noch wegen der Strahlung. Aber in Montal selbst sorgt die geplante Antenne für Aufregung. Bei einer Bürgerversammlung drehte sich alles um den Umsetzer beim Wasserspeicher. Aber die Gemeinderegierung steht geschlossen hinter den Plänen. ,,Ich habe Verständnis für die Sorgen der Anrainer“, sagt Referent Martin Ausserdorfer, ,,aber der Gemeindeverwaltung sind die Hände gebunden. Unsere Aufgabe besteht lediglich darin, den besten Kompromiss zu finden“.

Denn: Wenn die Mobilfunkanbieter einen Umsetzer brauchen und jemanden finden, der ein Dach oder ein Grundstück zur Verfügung stellt, kann die Gemeindeverwaltung dies nicht verhindern. Ihr steht es lediglich zu, eine Stellungnahme zum Standort abzugeben. Um bei der Wahl des Standorts mitreden zu können und um die Einnahmen der öffentlichen Verwaltung zukommen zu lassen, hat sich St.Lorenzen für den Wasserspeicher bei Montal entschieden.

,,Einen Umsetzer mitten im Dorf wäre eine schlechte Alternative gewesen“, sagt Herbert Ferdigg, Arzt und Gemeindereferent für die Bürgerliste. Deshalb habe man einen Standort in der Peripherie gesucht, um die Risiken möglichst gering zu halten.,, Es wird viel diskutiert über die möglichen Schäden durch Strahlen“, sagt Ferdigg, ,, auf der einen Seite wollen die Leute mit Handy und Internet gut versorgt sein. Auf der anderen Seite will niemand einen Umsetzer vor seiner Haustür haben“.

Aber leidet die Qualität des Wassers tatsächlich unter der Bestrahlung durch die Antennen? ,,Es ist nichts bewiesen“, sagt Herbert Ferdigg nur. Aber für Katarina Hochgruber Kosta steht fest, dass die Strahlen schaden werden. Nicht nur ihr, sondern allen, die vom Wasser trinken.

Dieser Beitrag wurde unter Artikel, Pustertal abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.