Verkehr und Gesundheit: Wann kommen endlich die 2007 in Auftrag gegebenen Untersuchungen?

PM Grüne Landtagsfraktion, 01.10.2012 – Die jüngste Bürgerversammlung auf der Inntalautobahn bei Vomp hat neuerdings die gesundheitlichen Gefährdungen durch das massive Verkehrsaufkommen in den Mittelpunkt gerückt. Im Bundesland Tirol ist es längst erwiesen, dass die Dauerbelastung zu chronischen Schäden der Atemwege vor allem bei Kindern zu Herz- und Kreislauferkrankungen sowie zu vorzeitigen Todesfällen führt, abgesehen von der Minderung der Lebensqualität.

Die gesundheitlichen Auswirkungen der Luft- und Lärmbelastung längs der Brennerautobahn rücken in Südtirol hingegen weit langsamer in den Vordergrund des öffentlichen Interesses, obwohl die Luftmessstationen hohe Emissionswerte zeigen, die auf dem Niveau von Nordtirol liegen. Die Ärzte des Eisacktals haben zwar im November 2003 einen dramatischen Appell zur Gesundheitsgefährdung durch Luftschadstoffe auf der Brennerachse erhoben, seither aber sind die Warnrufe zunehmend verstummt. Allerdings hat Bozens Vize-BM Ladinser jüngst auf die starke Belastung seiner Stadt hingewiesen und sogar selbst Protestaktionen in Betracht gezogen.

In Tirol hingegen sind die Auswirkungen von Stickoxyden und Feinstaub seit langem gründlich im interdisziplinären Zusammenhang untersucht und unterliegen einem ausgiebigen Monitoring. Denn der Zusammenhang zwischen Verkehrsbelastung und Bluthochdruck und Schlafstörungen, Asthma bei Kindern, Herz- und Kreislauf- sowie mit Tumorerkrankungen sind längst schon offenkundig. Für Südtirol hat sich die Landesregierung am 17. 12. 2007 (LRB Nr. 4487) dazu entschlossen, eine „Studie über die gesundheitlichen Auswirkungen der Luft- und Lärmbelastung längs der Brennerautobahn, der MeBo und der Hauptverkehrsstraßen im Vinschgau und im Pustertal in Angriff zu nehmen; der entsprechende Vorschlag stammt von Dr. Lino Wegher, leitender Arzt der Sektion für Umweltmedizin.

Die sechs Teilstudien umfassen die Wechselwirkung zwischen Luftverschmutzungsparametern und medizinischen Parametern, wie Todesfällen, Atemwegerkrankungen und Lungenkrebs, im besonderen folgende Module der Beziehung:

  1. zwischen Luftverschmutzung und medizinischen Parametern
  2. zwischen Luftverschmutzung und Einlieferung wegen Herzkreislauf-, Atemwegs- und zerebrovaskulären Erkankungen;
  3. zwischen Luftverschmutzung und Lungenkrebs;
  4. Lärm, Bluthochdruck und Schlafstörungen;
  5. über das Vorkommen von Asthmafällen bei Kindern in Grund- und Mittelschulen;
  6. Studie des oxidativen Stresszustandes […] bei Kindern und Erwachsenen

Die Untersuchungen sind z. T. bis in das Jahr 2012 (bei 1, 2, 3) angelegt, Studie 4 und 5 hingegen sollten bereits Ende 2010 abgeschlossen sein; bei Studie 6 ist kein Termin angeführt.

Grüne Anfragen aus den Jahren 2009 und 2011 erhielten zur Antwort, dass eine sehr langsame Abwicklung der Studien in Gang sei; Modul 1 [Luftverschmutzung und natürliche Todesfälle] sei wegen des Fehlens notwendiger Daten aus den Jahren 2008 und 2009 noch nicht verfügbar; im Grunde eine absurde Situation. Modul 6 sei „aus technischen Gründen“ noch nicht in Angriff genommen worden und hänge von den Ergebnissen der anderen Forschungsschwerpunkte ab.

Trotz aller Verzögerungen aber, so der optimistische Bescheid von LR Theiner im Herbst 2011, laufe die Studie nach vorgegebenem Zeitplan. Nachdem nun aber der zeitliche Rahmen bald ausgereizt ist, erhebt sich mit einiger Dringlichkeit die Frage nach dem Stande der Untersuchungen.

Daher richten wir folgende Fragen an die Südtiroler Landesregierung:

  • Sind die sechs Studien im Gange und werden termingerecht bis Ende 2012 abgewickelt?
  • Liegen die Studien 4 und 5: (Lärm, Bluthochdruck und Schlafstörungen; Asthmafälle bei Kindern) gemäß Fertigstellungstermin 2010 bereits vor?
  • Werden die Ergebnisse mit den Tiroler Befunden und der Public-Health-Studie des BBT eingehend verglichen?
  • Werden die Studien nach Fertigstellung öffentlich vorgestellt und diskutiert, um daraus verkehrspolitische Maßnahmen abzuleiten?

Bozen, den 1. Oktober 2012
Hans Heiss
Riccardo dello Sbarba

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