PM HPV – Pustertal zum Teilabriss des Unterguggenberghofs in der Gemeinde Welsberg/Taisten

Seit vielen Jahrhunderten thront der ,,Unterguggenberghof“ am Hang oberhalb des Sonnendorfes Taisten. Mächtig und erhaben schaut der Hof auf das Dorf  herunter. Der Hof mit seinem dunklen Gebälk ist ein authentisches Wahrzeichen von Taisten und Ausdruck bäuerlichen Kulturgutes. Viele harte und entbehrungsreiche Jahrhunderte hat der Hof am Steilhang des Guggenbergs überdauert. Kriegsjahre, Faschistenzeit, Optionszeit, Hungersnöte und die Pestzeit konnten ihm nichts anhaben. Doch die heutige, moderne Zeit mit ihren veränderten Ansprüchen hat ihm leider den Garaus gemacht. Mit Brachialgewalt und ohne jegliches Gefühl für alte Bausubstanz schneidet man einen alten Bauernhof in der Mitte entzwei, so als würde man einen Käselaib halbieren. Wer tut so etwas? Warum wurde das Bauvorhaben überhaupt genehmigt?

Als Heimatpfleger verurteile ich derartige Frontalangriffe auf die bäuerlichen Kulturgüter auf das Schärfste! Das provokante Bild des abgeschnittenen ,,Unterguggenberghofes“ erinnert an ähnliche Schandtaten, wie etwa jenen Bauernhof im Tiroler Breitenbach, der rücksichtslos zwischen den Neubauten zerquetscht worden ist (Siehe Ausstellung/Buch: Weiterbauen am Land). Mit zunehmender Geschwindigkeit nimmt der Verlust bäuerlicher Objekte auch in Südtirol erschreckende Ausmaße an! Vielfach mangelt es an Fantasie und Kreativität, die Gebäude anderweitig zu nutzen. Auch beim Umbau des Unterguggenberghofs hätte man nach Alternativen Ausschau halten müssen.

Komplizierte Besitzverhältnisse und veränderte wirtschaftliche Anforderungen an den Hof hätte man im Vorfeld abklären müssen, ein behutsamer Zubau oder sogar ein eventueller Neubau wäre sicher die bessere Lösung gewesen als der brutale Teilabriss. Auch bei noch so qualitätsvoller und gekonnter Handwerksarbeit wird der ,,Unterguggenberghof“ nie mehr diese Strahlkraft bekommen, die er einst besaß!

Es liegt mir fern, den Besitzern irgendwelche Schuldzuweisungen zu machen, mangelnde Sensibilität für alte Bausubstanz ist leider ein weit verbreitetes Phänomen, das manchmal bei den kommunalen Entscheidungsträgern besonders ausgeprägt ist. Auch das Fehlen eines Ensembleschutzes zeigt gerade in der Gemeinde Welsberg/Taisten dramatische Auswirkungen. Derzeit bleibt kein Stein auf dem anderen.

Es bedarf deshalb einer neuerlichen Bewusstseinsbildung, die wir verstärkt mit den Gemeinden, dem Denkmalamt, dem Heimatpflegeverband und allen kulturbewussten Bürgern angehen müssen. Historische Bauten sind ein prägender Teil unseres kulturellen Erbes, das wir erhalten und pflegen müssen. Gerade die bäuerlichen Kulturgüter sind wichtige Zeitzeugen einer lang überlieferten Baukultur, sie sind wichtige Identifikationsmerkmale und vermitteln uns ein Stück vertraute Heimat und Geborgenheit.

Michael Burger
Vize – Obmann des HPV – Pustertal
St. Magdalena/Gsies, 9. Oktober 2012

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Eine Antwort auf PM HPV – Pustertal zum Teilabriss des Unterguggenberghofs in der Gemeinde Welsberg/Taisten

  1. forum sagt:

    Sinnbildlich für die liebevolle Sensibilität unserer bäuerlichen Mitbürger und die hervorragende Arbeit mancher Baukommissionen!
    Mit freundlichen Grüßen
    Walter Harpf