Arnold Tribus: Eine walsche Provinz

Leitartikel Neue Südtiroler Tageszeitung, 25.10.2012 – ,, Mala tempera currunt, sed peiora porantur“, sagte Cicero, wie leben in unguten Zeiten, und schlechtere bereiten sich vor. Das könnte man über den politischen Zustand des Landes sagen. Es scheint eine regelrechte Panik ausgebrochen zu sein. Die Partei ist verdattert, das sah man an der Reaktion des Parteiobmannes Richard Theiner, der bei Eberhard Daum mit fast zitternder Stimme das Südtiroler Volk um Vergebung bat. Er schäme sich, es tue ihm Leid. Und gab damit indirekt zu, die Partei habe mit dem garstigen SEL – Schlammassel zu tun und nicht die Personen, die dafür angeklagt wurden. Es stehen einige Leute vor Gericht, Richter werden über sie befinden, sie verurteilen oder freisprechen, wie es in einem Rechtsstaat üblich ist. Wenn sich die These der Anklage als richtig erweist, dann ist das Land Südtirol hinters Licht geführt worden, geschröpft, und dann sollte sich das Land als Nebenkläger in den Prozess einlassen, denn dann sind ja wir, das Volk, die Leidtragenden und Betrogenen. Nun ist auch noch diese kuriose Geschichte mit den reservierten Fond dazugekommen, die Durnwalder sehr zur Freude seiner vielen Parteifreunde und der System -Südtirol – Theoretiker endlich auch eine Ermittlung eingebracht hat. In der nationalen Presse lesen wir, dass er auf Landeskosten Patronen gekauft hat, einen Gugger, Augentropfen, ja seine Steuern gezahlt, so als wäre das alles schon wahr, bewiesen. Ach, wie freuen sich die Nationen, dieses saubere Land Südtirol, in dem alles gut funktioniert, alla tedesca eben, ist derselbe Sündenpfuhl wie die Restrepublik.
Was der Region Latium ihr die bischer Franco Fiorito, Er Batman, ist den Südtirolern ihr Luis Durnwalder, il Batman delle Alpi, wie der ach so seriöse ,, Corriere della Sera“ schreibt. Ich weiß nicht, ob wir uns überhaupt bewusst sind, was da zur Zeit angerichtet wird, wie viel Gutes da kaputt gemacht wird. Im Nu wird eine Vorzeigeprovinz zu einer beliebigen walschen Provinz, wo gestohlen und betrogen wird. Passt alles in das feindliche Klima, das zur Zeit in Rom den Sonderautonomien gegenüber herrscht. Wir werden mit den anderen gleichgesetzt und es wird deshalb als richtig betrachtet, von der römischen Regierung, dass uns genommen wird. Tanto, son tutti uguali. Die Zentralisten in Rom haben es leichter, sich durchzusetzen. Und der ganze SEL -Skandal tut das seine dazu. Es könnte den Römern ja auch einfallen, dass sie sich die Energie wieder zurückholen, einmal weil Monti den Regionen ja Kompetenzen nehmen will und haben wir ja auch bewiesen, dass wir uns da der vielen Talente, die uns gegeben wurden, nicht würdig erwiesen haben. An dem vielen Stromgeld scheint so manches zu zerbrechen, wenn nicht die Partei, so doch der politische Frieden. Ein Jammer. Wie sollen die armen Parlamentarier in Rom die Autonomie verdeitigen, wenn derart falsches Zeug in den Zeitungen steht? Anstatt sich um die Autonomie zu sorgen, diese zu verdeitigen, wird hier blöd herumgestritten. Es geht vielen in der Partei offensichtlich nicht um das Land, um die Autonomie, sondern um sich selbst. Da will sich jeder im Hinblick auf die Landtagswahl profilieren. Die Ermittlungen gegen Durnwalder wegen des Reservefonds haben in der Partei die ,,Operation Verschrottung Durnwalder“ beschleunigt. Mir ist die Operation Stoiber eingefallen, der auch von heute auf morgen abserviert wurde. Wir sind ja Bayern, diesbezüglich. Er werde noch vor Weihnachten zurücktreten, der Landeshauptmann, unterrichtet mich mein Redakteur Franceschini. Das sagen einige in der in der Partei. Es werden also, nach der ,,FF“, täglich neue Rücktrittsforderungen kommen, das ist klar, und der ,, Alto Adige“ und die Freiheitlichen fordern Neuwahlen. Wie in Sizilien, in der Lombardei. Südtirol, eine walsche Provinz.

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