Gemeinderat Bruneck: Schießstand. Eine Entscheidung mit Bauchweh

Dolomiten, 27.11.2013 – Einwand gegen die Ausweisung einer Zone für Schotterverarbeitung nahe dem Campingplatz mehrheitlich abgelehnt. Campingplatzbetreiber fürchten um Existenz.

BRUNECK (ru). In seiner Sitzungam Montag hatte sich der Brunecker Gemeinderat u. a. mit Einwänden zu zwei Beschlüssen zu befassen, die der Gemeinderat im Oktober gefasst hat: Sie betrafen die Ausweisung einer Zone für Schotterabbau in Bruneck-Ost sowie den von der Seilbahn Kronplatz AG geplanten Campingplatz beim Korerhof.

Seit Jahren betreibt die Firma Ploner an der östlichen Stadteinfahrt eine Schotterverarbeitung. Aufgrund vieler Klagen von Menschen im nahen Wohngebiet über die Staub- und Lärmbelästung war nach Alternativstandorten gesucht, ein solcher in Bruneck-Ost ausfindig gemacht und die Ausweisung einer Zone für Schotterverarbeitung dort im Oktober mehrheitlich genehmigt worden. Schwer trifft diese Entscheidung allerdings die Familie Ellecosta, die seit der Nachkriegszeit nahezu angrenzend an die so beschlossene Zone einen Campingplatz betreibt. Sie fürchtet nun um ihre Existenz,„denn niemandem kann man zumuten, seinen Urlaub inmitten von Lärm und Staub zu verbringen“, schreibt sie in ihrem Einwand. Verwiesen wird darin u. a. auch darauf, dass die Familie ihren Betrieb und ihr Wohnhaus erst vor kurzem neu errichtet hat. Auch vertritt sie, dass die Ausweisungder Zone für Schotterverarbeitung nicht in einem öffentlichen Interesse erfolge, sehr wohl aber auf Kosten ihres Betriebes/Campingplatzes gehe. Der Einspruch der Familie Ellecosta sei nachvollziehbar, vertrat Johanna Ganthaler und plädierte dafür, nach einer Lösung zu suchen, „mit der alle leben können“. Der Campingplatz sei für Bruneck eindeutig wichtiger ls die Schotterverarbeitungsanlage, gab sich Bernhard Hilber von den Freiheitlichen überzeugt und führte auch ins Feld, dass für die Firma Ellecosta der Campingplatz die Lebensgrundlage bilde,für die Firma Ploner die Schotterverarbeitung aber nur ein Teil des gesamten Unternehmens sei. Auch die Vertreter der Bürgerliste unterstützten den Einwand der Familie Ellecosta. Man habe gemeint, für die Firma Ploner eine Lösung gefunden zu haben, aber es sei keine, sagte Walter Huber. Er brachte die Sprache auf einen eventuellen Grundtausch, d. h. einen Tausch von Ploners Grundstück gegen zwei Flächen, die zwei Busunternehmen gehören. Wenn ein solcher Tausch möglich wäre, sollte man ihn unterstützen, meinte er. Von der Verlegung der Schotterverarbeitung so nahe an den Campingplatz sei niemand begeistert, meinten Klaus Neuhauser, Werner Volgger, Andreas Marinerund Margit Ellemunter, aber man müsse auch die Firma Ploner verstehen. Wenn allerdings ein Grundtausch möglich sei, sollte man dies tun. Bedenken gegen Vorschlag für einen Grundtausch: Bürgermeister Tschurtschenthaler zeigte sich dies bezüglich aber skeptisch. Die zwei an Ploners Grundstück angrenzenden Flächen gehörten zwei Busunternehmen und seien als Gewerbezone eingetragen, erklärte er. Ploners Grundstück aber müsste erst in Gewerbezone umgewidmet werden. Ob die Busunternehmen so lange zu warten bereit seien, sei fraglich, zudem fielen hohe Registerkosten an. Den Einwand der Familie Ellecosta abzulehnen, bereite ihm Bauchweh, aber er sehe keine andere Alternative.18 Räte stimmten schließlich dafür, den Beschluss vom Oktober zu bestätigen, elf waren dagegen. Damit war der von der Familie Ellecosta eingebrachte Einwand abgelehnt. Nicht gegen die im Oktober beschlossene Ausweisung eines Campingplatzes/Tourismusdorfes beim Korerhof, wohl aber gegen die dazu geplante Zufahrt richtete sich ein von der Fraktionsverwaltung Reischach eingebrachter Einwand. Sie legte dar, dass der Verkehr zu dieser neuen Tourismuszone nicht durch das Dorf führen dürfe und separat geplant werden müsse. Es sei klar, dass der Verkehr nicht durch das Dorf führen dürfe, doch werde das Problem vertieft und beider großen UVP genau unter die Lupe genommen werden, sagte der Bürgermeister. Für die Annahmedes Rekurses stimmtenacht Räte, 19 waren dagegen, einerenthielt sich.

Dolomiten, 27.11.2013

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7 Antworten auf Gemeinderat Bruneck: Schießstand. Eine Entscheidung mit Bauchweh

  1. Muggi sagt:

    Die Windrichtung in der Gemeinde Bruneck dsbzgl. bestimmt nicht etwa die Gemeinde, sondern die Firma Ploner.. Vor kurzer Zeit wurde im Gemeindesaal folgene Aussage eines Gemeindebediensteten an die Fa. Ploner gemacht: „Ich lasse mich nicht mehr von euch erpressen“… Was war damit wohl gemeint… ?

  2. forumonline sagt:

    ob es sich die Bürger im Frühjahr doch noch überlegen, Produzenten von derartigem Schwachsinn noch mal zu wählen, bleibt abzuwarten.

  3. toki sagt:

    ..aha, und dann wurde noch bei der gleichen Sitzung, zufällig etwas über irgend einen anderen Campingplatz besprochen..

    • Martin Ellecosta sagt:

      Der angesprochene Campingplatz soll ein 5 Sterne Campingplatz werden. Dass unsere Familie einen Campingplatz für das „kleine Volk“ betreibt ist für die SVP-Politiker in Bruneck nicht vorstellbar. Gemeinderat Dr. Alex Rungger meinte dazu zusammenfassend folgendes: „Er kenne einige Camper, die haben alle viel Geld. Ein Camper sei sehr teuer und wäre sonst ja nie finanzierbar“
      Dass bis zu 80% der Camper nur gemietet werden weiß Herr Dr. Rungger anscheinend nicht. So etwas wie ein Zelt, einen VW-Bus, einen Wohnwagen oder einen „Rucksacktouristen“ wohl auch nicht.
      Da mit uns (ja „nur“ 60 Jahre Erfahrung in diesen Bereich) nie gesprochen wurde ist das dann ja auch nicht verwunderlich.

  4. Martin Ellecosta sagt:

    Anscheinend ist es den einzelnen „Politikern“ in den Reihen der SVP nicht erlaubt ihre eigene Meinung auch in Form einer Stimmabgabe kund zu tun…

  5. Margit Ellecosta sagt:

    Es dürfte überhaupt nie zu einer „Bachwehentscheidung“ kommen.. damit ist den Betroffenen nicht geholfen und die Entscheidung auch nicht zu 100% korrekt!

  6. forumonline sagt:

    Im Brunecker Gemeinderat scheint „das Bauchweh“ wegen eigentlich nicht vertretbarer wichtiger Entscheidungen epidemische Ausmaße anzunehmen.
    Man sollte sich überlegen, in Zukunft bei den Sitzungen einen Arzt beizuziehen!

    mfg
    Walter Harpf