Begrabene Garage, TZ,13.05.2017

Viele hatten davor gewarnt: Jetzt geht die Südausfahrt in Bruneck auf und es gibt keinen Auffangparkplatz. Am Standort Schlosswiese will die Gemeinde trotzdem festhalten.

von Silke Hinterwaldner

Die geplante, aber nie realisierte Tiefgarage unter der Schlosswiese ist ein Thema, über das viele in Bruneck nicht gern sprechen. Kein Wunder. Bisher wurde zwar seit Jahren verhandelt und geplant, aber die Geschichte dieses Projektes liest sich wie eine Chronik des Scheiterns.

Agnes Pobitzer zum Beispiel. Sie ist Besitzerin der Wiese und hatte mit der Stadtgemeinde vor Jahren bereits einen Raumordnungsvertrag ausgearbeitet, aber darüber sprechen will sie nicht. Als die TAGESZEITUNG sie telefonisch erreicht, sagt sie nur einen Satz: „Dazu gebe ich keine Auskunft, danke und auf Wiedersehen.“

Als Bürgermeister muss Roland Griessmair zwar darüber sprechen, aber man wird das Gefühl nicht los, dass er es nur ungern tut. Er erklärt: „Wir möchten auch für Bruneck Ost und Bruneck Zentrum ein Konzept entwickeln und darin die Tiefgarage einbinden. Aber dafür brauchen wir noch Zeit, hier geht es um eine komplexe Problemstellung.“

Das ist sicher wahr. Nicht umsonst diskutiert man im Rathaus von Bruneck seit vielen Jahren darüber, wie man den Verkehr am Stadtrand von Bruneck auffangen kann, um zu vermeiden, dass alle Autos die Parkplätze im Zentrum ansteuern.

Zur Erinnerung: 2012 begannen ganz konkrete Verhandlungen. Weil Bruneck in der Nähe der damals geplanten Südausfahrt eine Tiefgarage brauche, wurden zwei Standorte ins Auge gefasst: Schlosswiese und Schlosskurve. Letzterer Standort wurde von der Fraktionsverwaltung, der Seilbahngesellschaft und den Grünen forciert. Aber Bürgermeister Christian Tschurtschenthaler wählte einen anderen Weg und führte die Verhandlungen für den Standort Schlosswiese fort. Auch gegen den Willen von einflussreichen Bruneckern wie Dieter Schramm und Werner Schönhuber. Unter der Schlosswiese sollten demnach 600 Stellplätze errichtet werden, 200 davon sollten in den Besitz der Stadtgemeinde übergehen. Der Wert dieser Stellplätze wurde auf 4,4 Millionen Euro geschätzt. Im Umkehrschluss sollten die Besitzer der Wiese Baurechte in der Stadt erhalten. Zu diesem Zweck gründete Grundbesitzerin Agnes Pobitzer zusammen mit Karl Heinz Neumair die SGB Gmbh. Aber kurz vor der Zielgeraden platze der Deal und damit der angestrebte Raumordnungsvertrag: Im Herbst 2013 zog die SGB GmbH ihr Angebot zurück. Alles wieder auf Anfang.

Noch im August 2013 hatte Bürgermeister Tschurtschenthaler betont: „Vor der Inbetriebnahme der neuen Ausfahrt Mitte soll die neue Tiefgarage in der Schlosswiese in Betrieb gehen.“ In einem Monat geht jetzt die Südausfahrt auf, aber von einer Tiefgarage fehlt noch jede Spur. Seit drei Jahren ist Roland Griessmair Bürgermeister, aber auch ihm ist es bisher nicht gelungen, das Projekt greifbar zu machen. Deshalb sah er sich vor einigen Tagen genötigt, einige Verbesserungen an der Reischacher Kreuzung zu präsentieren. Er hofft so einen totalen Verkehrskollaps verhindern zu können.

„Aber“, sagt er, „wenn wir die Südausfahrt haben, wollen wir sie möglichst sinnvoll nutzen. Da ist es naheliegend, dass wir gute Parkmöglichkeiten schaffen müssen.“ Das heißt: Die Gemeinde Bruneck möchte am Standort Schlosswiese festhalten. Das Problem ist nur, dass das dazugehörige Finanzierungskonzept nicht mehr funktioniert. Bürgermeister Griessmair will nun Finanzierung und Standort getrennt voneinander neu verhandeln.

ZITAT „Vor der Inbetriebnahme der neuen Ausfahrt Mitte soll die neue Tiefgarage in der Schlosswiese in Betrieb gehen.“ Christian Tschurtschenthaler, August 2013

KASTEN ZUM AUFMACHER

„Mit Verkehr vollgepumpt“

Hanspeter Niederkofler ärgert sich grün und blau: Die Südausfahrt geht ohne Auffangparkplatz in Betrieb und die Fußgänger sollen nicht im Weg sein.

Die Südausfahrt geht bald in Betrieb und der gesamte Verkehr von dort landet an der Reischacher Kreuzung. „Damit“, sagen die Brunecker Grünen in einer Pressemitteilug, „entsteht eine Situation, die allen Verkehrskonzepten widerspricht, die in Bruneck in den  letzten Jahrzehnten vorgelegt wurden.“

Immer wurde betont, dass der Verkehr nicht auf den Graben geleitet werden soll. Für die Tiefgarage am Rathausplatz war deshalb ursprünglich gar keine Einfahrt am Graben genehmigt worden. Jetzt soll die Einfahrt dort auch noch Zuwachs bekommen. „Diese Situation“, sagt Gemeinderat Hanspeter Niederkofler, „ist das Ergebnis einer Fehlentscheidung, die mittlerweile fünf Jahre zurück liegt und die auch die neue Stadtregierung nie in Frage gestellt hat: die Tiefgarage in der Schlosswiese.“ Man habe es vorgezogen, vier Jahre mit einem „phantomatischen Urbanistikdeal“ zu vertun. In seinen Augen ist der Standort Schlosswiese damit gestorben. Ein geeigneter Ort für einen Auffangparkplatz bleibe die Schlosskurve.

„Wir werden Gelegenheit haben, die Verkehrsentwicklung zu beobachten“, sagt Hanspeter Niederkofler, „aber das Ziel kann nicht sein, Graben und Pacherstraße mit Verkehr vollzupumpen.“ Denn: „Leben in der Stadt entsteht durch Menschen, die sich bewegen, sich begegnen und aktiv sind, nicht durch Blechkisten, die überall im Weg sind.“

 

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.