Ausverkauf der Heimat: Beispiel Cortina. Zeitzeugebericht

Ausverkauf: Beispiel Cortina

Anlässlich der heurigen Jahresversammlung des Schützen- Bezirkes Pustertal ist unter anderem der Ausverkauf der Heimat angesprochen worden.

Dazu möchte ich die Situation in meinen Heimatdorf, Cortina d‘ Ampezzo, beschreiben.
Cortina ist bereits zu 80% ausverkauft.

Die Sache hat in den Sechziger Jahre begonnen, mit und nach der Olympiade.

Damals haben die Leute die Grundstücke verkauft, damit viele Häuser gebaut werden können.

Man hoffte: Mehr Leute, mehr Fremdenverkehr, mehr Geld für die Bevölkerung.

Am Anfang war die ökonomische Lage so gut, dass man nichts Negatives zu spüren bekam.

In Wirklichkeit jedoch gingen die Leute schon damals nicht mehr in die Hotels sondern in die eigene Wohnung.

Aber sie kauften noch in unseren Geschäften ein und man war zufrieden.

Jetzt ist die Lage anders; die Geschäfte verkaufen viel weniger, weil die Leute alles von der Stadt mitnehmen.

Dort kaufen sie billiger ein.

Aber wenn sie hier sind, verlangen sie alle möglichen touristischen Infrastrukturen.

Die Kosten dafür trägt die Gemeinde.

Die Preise der Wohnungen sind inzwischen bis auf 30.000 € pro Quadratmeter gestiegen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass dabei Steuern im großen Stil hinterzogen werden.

Zum Beispiel werden für 100 m³ 3 Millionen ausgegeben.

Aber im notariellen Akt steht 800.000 geschrieben.

Der Rest ist Schwarzgeld! So verschwinden große Beträge einfach; wie in einem Steuerparadies.

Das ergibt Renditen von 5 bis 8 % Jährlich!

Nicht schlecht, und das im Inland und ohne Risiko.

Selbstverständlich werden diese Häuser nur von ganz Reichen gekauft, sicher nicht von Einheimischen.

Aber eben auch nicht von Leuten, die man im Kino oder im Fernsehen sieht.

Die wären wenigstens eine gute Werbung.

Eine Sache ist klar: Baufirmen und Handwerker haben erstmal viel zu tun.

Aber einmal gebaut muss man ständig dazu bauen um weiter Arbeit zu haben.

In einem Hotel hingegen kommt die Arbeit jährlich von alleine dazu.

Zudem bevorzugen die Gäste grüne Wiesen anstelle von grauen Mauern.

Und: Zu viele Häuser lassen ein Bergdorf wie eine Stadt ausschauen.

Das ist keine gute Werbung und Voraussetzung, wenn man sich erholen will.

Das ist die Lage in Cortina, die wohl einzigartig ist.

Südtirol wird zwar kleinere Beträge bewegen, aber der Trend ist der Gleiche und die Folgen auch.

Die Zukunft ist der Fremdenverkehr und nicht Geldwaschdeals bzw. ein Steuerparadies.

Nicht zuletzt, weil es nicht unser Steuerparadies wäre, sondern das von kaufkräftigen Fremden!

Viele unserer Leute sind von den großen Beträgen geblendet, verkaufen und gehen fort.

So verliert Cortina seine Identität.

Nur eine starke und intelligente Aufklärung, unterstützt von guten Gesetzen, kann gegen diese Entwicklung und gegen die Verlockungen des vermeintlich leichten Geldes noch helfen.

Vor 200 Jahren haben Tiroler das Leben geopfert, um sich gegen fremde Einflüsse zu wehren.

Wir sollten jetzt zumindest auf ein bisschen Wohlstand verzichten, um unseren Kindern eine bessere und lebenswerte Zukunft zu hinterlassen.

F.M.D. (Namen der Redaktion bekannt)

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