TZ, 14. Dezember 2011
Sockel für Stadion
Das neue Hockeystadion soll in der Brunecker Schulzone entstehen. Die Gemeinde verhandelt an zwei Standorten mit Grundbesitzern. Wer den Bau bezahlt, ist unklar. Und: An der Stadiondiskussion entzündet sich der Streit zwischen Gemeinde und Fraktion.
von Silke Hinterwaldner
Noch immer müssen sich bis zu 2.000 Fans auf den kalten Tribünen zusammenpferchen lassen. Bei Spitzenspielen des HC Pustertal haben längst nicht mehr alle Zuschauer Platz im Eisstadion von Bruneck. Und trotzdem: Auf diesem Boden wurden große Erfolge gefeiert, große Niederlagen wurden beweint, und manch einer wird nostalgisch, wenn er daran denkt, dass dieses Eisstadion dem Erdboden gleichgemacht werden soll.
Die Gemeindeverwalter arbeiten daran. Nachdem das Geschäft mit der Baufirma ZH vor zwei Jahren geplatzt ist, haben Christian Tschurtschenthaler & Co. begonnen, nach Alternativen zu suchen. „Eines ist klar“, sagt der Brunecker Bürgermeister, „es braucht mehrere Partner, um dieses Vorhaben umsetzen zu können, etwa die Fraktion Bruneck und vor allem das Land müssen mithelfen.“ Die Gemeinde selbst will zumindest das neue Grundstück und die Fläche, auf dem das alte Stadion steht, beisteuern. Deshalb wird kräftig verhandelt. In der Schulzone haben die Gemeindeverwalter zwei unterschiedliche Standorte ins Visier genommen, in beiden Fällen haben die Grundbesitzer ihre Zustimmung bekundet. In den nächsten Wochen werden erst die Vorsitzenden der Parteien und dann der Gemeinderat über den neuesten Stand der Dinge informiert. Fest steht: Die Gemeinde will nicht kaufen, dazu fehlt ihr das Geld, sie will vielmehr die Grundstücke gegen Kubatur tauschen.
Zumindest mit der Fraktionsverwaltung, möchte man meinen, sei es einfach ins Geschäft zu kommen, schließlich arbeiten sowohl Gemeinde als auch Fraktion im öffentlichen Interesse. Aber: Das Verhältnis zwischen Walter Harpf, der wohl bald als Vorsitzender bestätigt werden wird, und Bürgermeister Tschurtschenthaler ist angespannt. „Das Problem ist“, sagt Johanna Ganthaler, selbst Mitglied der Fraktionsverwaltung und Grüne Gemeinderätin, „dass zwar ständig von guter Zusammenarbeit geredet wird, aber sie selten umgesetzt wird.“ Die Gemeindeverwalter würden wohl am liebsten selbst über die Liegenschaften der Fraktion verfügen. Jetzt sollte die Fraktion den Sandfußballplatz vor dem alten Stadion und ein weiteres Grundstück in der Schulzone an die Gemeinde abtreten, um das neue Stadionprojekt zu unterstützen. Dazu kommen Flächen am Eingang des Stadions und beim Ragenhaus, die einfach in das Eigentum der Gemeindeverwaltung einverleibt wurden. „Aber“, wirft Ganthaler ein, „die Fraktionsverwaltung wurde gar nie gefragt.“ Soviel zur guten Zusammenarbeit.
Grundsätzlich, sagt Ganthaler, sei man durchaus gesprächsbereit. Sie selbst stehe den Plänen für ein neues Hockeystadion durchaus wohlgesonnen gegenüber. „Aber nicht nur Gemeinde und Fraktion“, fügt sie hinzu, „müssen ihren Beitrag leisten, sondern der gesamte Bezirk.“
Im Rahmen der Haushaltsdebatte haben die Brunecker Gemeinderäte am Montag unter anderem über die Stadionpläne diskutiert. „Die Fraktionsverwaltung soll kooperieren“, erklärte dabei Bernd Ausserhofer von den Freiheitlichen. Im selben Atemzug äußerte er Zweifel an der Existenzberechtigung einer Fraktionsverwaltung in einer Stadt wie Bruneck, wo es praktisch keine Bauern mehr gebe. Die Stadtverwalter hätten wohl nichts dagegen, die gesamten Güter der Fraktion einfach in ihren Besitz einverleiben zu können. Aber die Fraktion wehrt sich.