Kommentar Willy Pöder: Große Ehre

Pustertaler Zeitung – http://www.pzpz.it/

Es ist üblich, dass am Todestag Andreas Hofers mehrere Lebende mit dem Ehrenzeichen Tirols bedacht werden. Auch Südtiroler Bürger und Bürgerinnen können in Ableitung ihrer kaiserherrlichen Ursprünglichkeit in den Genuss dieser Würdigung kommen.

Heuer sind es deren drei: Inga Hosp, die Frau es ehemaligen SVP-Landesministers für Schule und Kultur, Bruno Hosp. Sie wird ob ihres ‚enormen Engagements’ in den Bereichen Kultur und Publizistik geehrt; weiters wurde der Name Gerhard Brandstätter gezielt aus dem Glückstopf gefischt. Ihm werden ‚außerordentliche Verdienste’ als Spitzenfunktionär der Investitionsbank und der Stiftung Südtiroler Sparkasse zur Last gelegt. Brandstätter ist ebenfalls ein Blatt vom edelweißen Blütenkelch.

Dritter und letzter im Bunde der Gloriosi ist Onorevole Michl Ebner. Der Athesia-Boss war viele Jahre SVP-Kammerabgeordneter in Rom und vertrat dort die Interessen Italiens bzw. des Landes Südtirol. Anschließend residierte er drei Perioden im Europäischen Parlament. Noch bevor er in Brüssel und Straßburg von Herbert Dorfmann abgelöst wurde, wechselte der Langzeitpolitiker auf den Präsidentenstuhl der Handelskammer. Die Oppositionsparteien, aber nicht nur sie, protestierten damals genauso energisch wie nutzlos gegen die ‚unvereinbare’ Ämterhäufung. Selbst der Handwerkerverband war sich längere Zeit unschlüssig, ob er die Wahl des Athesianers, vom Industriellenverband lanciert und gewollt, unterstützen sollte. Schließlich fiel auch Herbert Fritz um und stimmte dafür, wogegen er sich im Vorfeld noch ausgesprochen hatte.

Die Büros in Bozen von Luis Durnwalder und Michl Ebner sind keinen Juchiza voneinander entfernt. Man kann aber nicht sagen, die beiden nützten die Chance, um sich gegenseitig zuzujauchzen. Absolut nicht! Seit Michl Ebner von der Handelskammer als deren Chef Besitz genommen hat, schmolz die Breitbandkommunikation zwischen den beiden auf die gebotene koexistenzielle Schmalspur zusammen. Die tonalen Ausschläge wurden zunehmend spitzer und steiler – vor allem häufiger.

Ein Machtkampf ward ausgebrochen. Luis Durnwalder war in den Fokus einer athesianischen Attacke geraten. Niemand kannte den Auslöser so genau. Durnwalder selbst vermutete die Ursache in der zuvor herausgebrachten Biografie. Das Buch war nämlich nicht bei Athesia, sondern bei der Tiroler Tageszeitung erschienen. Das mag vielleicht am Rande eine Rolle gespielt haben. Wesentlich mehr Zündstoff enthielt vermutlich ein Absatz im Buch, welcher die journalistische Integrität bei den Dolomiten infrage stellte.

Die Zeitung entfachte daraufhin ein Sperrfeuer sondergleichen gegen eine eventuell mögliche Wiederkandidatur Durnwalders im kommenden Jahr. Die Munition hierfür lieferten wenig erbauliche Resultate, ermittelt durch ein Meinungsforschungsinstitut im Auftrag des Verlags. Die Anti-Durnwalder-Kampagne wurde derart auf die Spitze getrieben, dass es der Intervention eines Bergspezialisten à la Reinhold Messner bedurfte, um den Präsidenten vor dem Absturz in Schutz zu nehmen. „Es geht nur um Ebners Eigeninteressen“, sagte der Graf von MMM in der Neuen Tageszeitung. Im selben Blatt drohte Durnwalder höchstpersönlich: „Ich lasse mich von niemandem durch den Dreck ziehen. Wenn diese Kampagne anhält, dann bin auch ich gezwungen, gewisse Dinge zu sagen, die ich in dieser Form noch nie gesagt habe.“

Siehe da! Nach dieser deutlichen Drohung in Richtung Weinberg wurde die Kampagne gegen den Chef der Landsregierung prompt zurückgefahren. Tauwetter setzte ein. Im Januar blühte prompt ein Mauerblümchen. Durnwalder kündigte an, Michl Ebner sei eine der drei Persönlichkeiten, denen am 20. Februar das Ehrenzeichen Tirols verliehen werde. Er habe für das Land Großes geleistet, so Durnwalder in der Vorwärmphase. Das Finale mit Handschlag und Küsschen folgt im Riesensaal der Hofburg.

Große Ehre oder nur große Show? Die letzte Schlussfolgerung sei Ihnen überlassen.

Willy Pöder

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