EURAC: Pustertal, wertvolles Kapital Landschaft

Dolomiten, 160312

EURAC: Expertenrunde diskutiert in Dietenheim über mögliche Szenarien der Pustertaler Kulturlandschaft von morgen – Interreg-IV-Studie

DIETENHEIM (ej). Landschaft ist kein Zufall, Landschaft wird gemacht. Neben den natürlichen Wirkkräften ist es vor allem der Zugriff des Menschen, der die Landschaft prägt. Und weil sich dieser steuern lässt, stellt sich die Frage, in welche Richtung sich die Kulturlandschaft von morgen entwickeln kann und soll. Darüber wurde am Mittwochabend in der Fachschule für Landwirtschaft in Dietenheim beraten.

Der weitere Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel und noch mehr Einschränkungen für den Individualverkehr könnten die Ballungszentren durchaus entlasten. Der Bedarf der Fernheizwerke an Biomasse täte dem heimischen Wald und seinem Erscheinungsbild nur gut. Die Wertschätzung der Feriengäste für die gewachsene Natur- und Kulturlandschaft, für regionale Produkte und authentische Dienstleistungen könnte dazu führen, dass auch von der einheimischen Bevölkerung die Sensibilität für diese Werte steige. Wünschenswert sei es auch, alte Bausubstanz zu erhalten und zu renovieren, anstatt sie durch neue Zweckarchitektur zu ersetzen. Sogar die Klimaerwärmung könne ihr Gutes haben, dann nämlich, wenn Bauern in Zukunft auch im Pustertal vermehrt und gewinnbringend Gemüse oder gar Obst und Getreide anbauen könnten. Doch das wären die bestmöglichen Entwicklungen. Die Experten benannten auch Gefahren: Im ungünstigsten Fall würden noch mehr Bauernhöfe aus den Dorfkernen ausgesiedelt und gewachsene Bausubstanz durch neue Wohnblocks ersetzt, die dann als Zweit- und Ferienwohnungen an Käufer von außen gingen. Negativ für das Landschaftsbild sei es auch, wenn Fotovoltaikanlagen auf freiem Feld oder Hotelkomplexe in landschaftlich sensiblen Zonen errichtet werden dürften. Gerade auswärtige Großinvestoren planen Hotelanlagen fernab der Dorfkerne in „unberührter Natur“. Sorgen bereitete den Diskutanten weiters auch die Frage, ob die heranwachsende Generation noch gewillt sei, morgen die landwirtschaftlichen Betriebe so weiterzuführen, dass sie das „wertvolle Kapital Landschaft nicht nur hüten und pflegen, sondern damit auch gewinnbringend wirtschaften können.“

 

 

Dieser Beitrag wurde unter Artikel, Pustertal abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.