Fritz Gurgiser: Urlaub in Griechenland

Liebe Damen und Herren,

einmal im Jahr ist es auch für mich unumgänglich, das Kerngebiet der Alpenkonvention zu verlassen und einen Ort zu suchen, wo ich wieder im Kopf frei werde und mich vollständig regenerieren kann. Wie so oft in den letzten Jahren haben wir wieder eine griechische Insel gewählt – warum, das sehen Sie aus den beigelegten Bildern, die nicht weiter kommentiert werden brauchen. Dort habe ich auch die Gelegenheit, in alle Ruhe die „Bluatschink-Landeshymne“ (siehe Startseite www.buergerklub-tirol.at) etwas zu überarbeiten, damit wir wieder aktuell sind.

Zu genau den „Griechen“ also, die jetzt von allen Seiten so hingestellt werden, als wären sie es, die für die europäische Schuldenmacherpolitik allein verantwortlich wären. Wer hat ihnen denn jahre- und jahrzehntelang das Geld „ohne Kontrolle“ und mit „vollem Wissen“, dass das nie zurückgezahlt werden kann, nachgeworfen und sitzt jetzt mit Nadelstreif und Krawatte in Banken, Versicherungen, Investmentfonds etc. herum und lässt mit willfähriger Hilfe der europäischen Politik diejenigen das Risiko ausbaden, die sich nicht wehren können – wir alle, die wir Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat und Jahr für Jahr hart arbeiten und dafür höchste Steuern und Abgaben zahlen.

Wer hat diese Idiotie von einem „Rettungsschirm“ erfunden, der von allen nachgeplappert und nachgeschrieben wird, nur um die ganzen Gaunereien, Spekulierereien, Fehlinvestionen und letztlich Räubereien an fremden Geld zu kaschieren und davon abzulenken? Wer kann den privat oder betrieblich derart mit seinem Geld umgehen, ohne vor Straf- und Konkursrichter zu landen?

Warum hat niemand den MUT, endlich die Ursachen anzugehen und mit dem „Mut zur Wahrheit“ auch die österreichischen Schuldenbarone und –baronessen zu nennen, die wider jede Vernunft und in höchster Schamlosigkeit nach wie vor Milliarden an eine Mini-Klientel von „amici“ verschieben, wie am Beispiel von Semmering-, Koralm- und Brennertunnel (derzeit gar Europas milliardenschwerster Schwarzbau) schwarz auf weiß vorliegt? Die sich nur mehr hinter 12- oder 15-stelligen Nullen verstecken, in der Gewissheit, „kann ohnehin niemand mehr verstehen“ (gerade so, als ob sie selbst noch einen Funken Ahnung davon hätten, wer das jemals zurückzahlen soll, weil es schlicht und einfach nicht mehr erwirtschaftbar ist!).

Es geht nicht um den Euro – es geht darum, dass der Binnenmarkt bereits von Schuldentürmen und –blasen übersät ist, die unter den bestehenden Rahmenbedingungen nicht mehr finanzierbar sind. Der Widerstand gegen diese „grob verantwortungslose Schuldenmacherei“ muss von ganz unten kommen und es muss dazu auch eine Grundwertediskussion geführt werden. Das ist unumgänglich, denn wenn junge Menschen nur mehr existieren können, wenn sie sich für 30, 40 oder mehr Jahre verschulden müssen, dann stimmt das System nicht mehr und bringt Konflikte und Verteilungskämpfe, die es seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben hat.

Nun, lassen Sie sich nicht beirren, das sind bloß einige Feststellungen aus meiner langjährigen Erfahrung auf europäischer Ebene auf der einen Seite und ein deutlicher Hinweis auf der anderen Seite, dass ich es doch für mehr als angemessen finden würde, nicht einzelne Nationen und die Menschen an den Pranger zu stellen, sondern punktgenau diejenigen, die rücksichtslos ihnen anvertrautes Geld fehlinvestieren und verschleudern und die schlagend werdenden Risken auf den Rücken der geplagten SteuerzahlerInnen abladen.

Seit Freitagabend bewegt mich etwas ganz Anderes: Wie ist es möglich, dass ein an sich auf den Bildern sympathischer junger Mann nichts mehr spürt, wenn er über 90 Menschenleben auslöscht? Wenn er in die Augen von 14 – 17 jährigen Jugendlichen sieht und dann abdrückt? Wenn Hilferufe, letzte Schreie und Blut keine Hemmschwelle mehr finden? Wenn so ein Massaker an jungem Leben anscheinend über Jahre vorbereitet und dann konsequent umgesetzt wird? Wenn kein Gedanke mehr daran verwendet wird, dass hinter all diesen jungen Menschen Familien, Freunde, Bekannte sind, deren Leben von einer Sekunde auf die andere wie vom Blitz getroffen wird? Wie viele solche Psychopathen sind noch unter uns oder wie viele zügelt unser „Wohlstandssystem“ noch hervor, weil es immer mehr „Verlierer“ gibt, da in einem von Macht und Geld regierten System immer mehr Menschen nicht mehr mitkommen oder auf der Strecke bleiben?

Ich habe sehr viel meiner bisherigen Lebenszeit für ein Gott sei Dank unbezahltes Engagement verwendet, welches nie zum eigenen Vorteil, sondern immer nur auf die nächsten Generationen ausgerichtet war. Kindern, Jugendlichen etc., die keine Stimme am Wahltag haben und aus deren Augen immer noch das unberührte, starke Vertrauen leuchtet. In uns als Eltern, als Erwachsene, als Vertreter von Bürgerinitiativen, Organisationen, Vereinen oder auch in politischer Verantwortung. Ihnen das zu sichern, was wir von unseren Eltern geschenkt und aufbereitet bekommen haben: Ein Dach über dem Kopf, einen halbwegs gut bezahlten Arbeitsplatz und einen intakten Natur-, Lebens- und Wirtschaftsraum.

Dieses Massaker auf dieser kleinen norwegischen Insel schmerzt, weil es nichts Verwerflicheres als brutale, sinnlose und vor allem feige Gewalt an Kindern, Jugendlichen und Frauen gibt, obwohl ich niemanden kenne und keinen persönlichen Bezug habe.

Deshalb belasse ich es für heute, bedanke mich bei Ihnen allen für die mediale Mitbegleitung eines oft nicht einfachen Weges und wünsche auch Ihnen ein paar erholsame Tage und Wochen im Sommer 2011.

Mit freundlichen Grüßen
Fritz Gurgiser

Dieser Beitrag wurde unter Kommentare abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort auf Fritz Gurgiser: Urlaub in Griechenland

  1. Pingback: Fritz Gurgiser: Urlaub in Griechenland « Fortschreiten – Aufbruch in neue Zeiten …